marokko 2020 ...
09. - 31. Januar 2020 (km 268.780)
auf dem Weg zur Feuerwehr im Süden Marokkos
Die erste Etappe unserer Winterreise 2020 führt uns nach Kaufbeuren. Wir haben einen Termin bei CABOTRON, einem Elektronikfachbetrieb für Caravan und Boote. Schnell sind unsere Probleme behoben und weiter geht’s Richtung Lindau.
Dort stellen wir am Abend fest, dass die Heizung nicht funktioniert. Wir fahren zurück zu CABOTRON. Freitag früh die Diagnose, Wackler in der Dieselversorgungspumpe der Heizung.
Wir entscheiden weiterzufahren. Für die Schweiz holen wir ein Schwerlastpermit für Fahrzeuge über 3,5 to, 32,50 SFR sind der Preis dafür, dass wir an 10 Tagen innerhalb eines Jahres auf Schweizer Straßen fahren dürfen. Wir kommen auf der Autobahn zügig voran und brauchen nur zwei halbe Tage bis Frankreich.
Dort sind die Autobahngebühren zu teuer, die Strecke von Genf über Montpellier und Perpignan bis Spanien dauert deshalb zwei Tage. Durch Spanien geht’s wieder schneller. Hier gibt’s neben den mautpflichtigen immer noch gut ausgebaute gebührenfreie Autobahnen. Letztlich brauchen wir für die 2500 km von Kaufbeuren bis Algeciras fünf Tage; ja wir wollen ins Warme.
Carlos verkauft uns für 200 Euro ein Hin- und Rückfährticket und eskortiert uns persönlich in den Hafen. Die 14.30 Fähre legt um 16:30 ab und wir sind um 18 Uhr in Afrika.
Zügig geht’s auf Autobahnen längs der Atlantikküste bis Mohammedia. Hier treffen wir auf dem Campingplatz von Said und Saida Susanne und Roland, die in ihrem Bimobil auf Mercedes G die letzten zwei Monate Marokko bereist haben. Wir verstehen uns auf Anhieb und wissen, dass es nicht bei dem einen Abendtreffen bleibt. Ihr Zuhause in Weinheim ist nur 25 km von unserem in Schwetzingen entfernt.
Deshalb ist der Abschied am nächsten Morgen nicht schwer und wir düsen weiter nach Süden, wo Ricarda und Peter, die wir vergangenes Jahr hier in Marokko kennengelernt haben, auf uns warten. Nach etwa 350 km zeigt aber unsere Mercedes plötzlich Schwächen am Berg. Die Kühlertemperatur ist auf über 120 °C angestiegen und der Motor geht in den Notlauf um Schlimmeres zu verhüten.
Nach einer Pause, in der sich die Maschine abgekühlt hat, fahren wir noch 80 km bis zu unserem Übernachtungsplatz. Am nächsten Tag scheint zunächst alles ok bis zu einer Steigung 30 km hinter Tiznit, und der Motor ist wieder übertrieben heiß. Vorsorglich halten wir und wenig später hält ein Münchner Iveco-Allrad mit Wohnkabine gesteuert von Ralf, der sehr schnell diagnostiziert der Visko-Lüfter läuft nicht, weil der ihn antreibende Keilriemen gerissen ist.
Wir müssen zurück nach Tiznit in eine Werkstatt: Hilfsweise überbrückt Ralf das Thermostat, das die beiden Zusatzlüfter steuert und wir kommen problemlos zurück. Google schickt uns in eine Gasse parallel zur Hauptstraße, wo ein einsamer Handwerker an einem uralt Landy schraubt.
Er lässt sofort alles liegen, schaut sich unser Problem an und ruft seinen Patron, der nach wenigen Minuten auf dem Fahrrad eintrudelt. Sofort geht’s los, der Landy muss warten. Nach 3 Stunden haben die beiden die Vorderfront einschl. Kühler demontiert. Den Flügel des Viskolüfters schaffen sie nicht zu lösen, morgen geht’s weiter. Wir machen Camping im Garagenhof und außer den Rufen der Muezzin stört nichts die Nachtruhe. Um sieben Uhr Sonntag soll‘s weitergehen, kann ja gar nicht, ist noch dunkel.
Um 8 Uhr ist der Patron wieder vor Ort und klopft mit Stahlhammer und Meisel auf die Lüfterschraube, um 9 Uhr verstärkt ihn sein Adlatus. Das Unerwartete gelingt, die Schraube löst sich, der Lüfterflügel wandert zu den anderen demontierten Teilen. Die Reste des zerfetzten Keilriemens werden gelöst und auch der Keilriemen zur Lichtmaschine. Da auch dieser schon kleine Macken aufweist, heißt es nun die beiden Riemen zu finden.
Nacheinander verschwinden Meister und Helfer auf ihren Fahrrädern, kommen aber tatsächlich mit Keilriemen, Kühlerflüssigkeit und Ersatzschrauben wieder. Ein passender Keilriemen zum Generator ist recht schnell gefunden, der zum Lüfter braucht mehrere Anläufe. Dann beginnt der Wiederaufbau. Um 15 Uhr ist eine Probefahrt erfolgreich beendet und wir bekommen die Rechnung präsentiert.
Die Summe der Ersatzteile beläuft sich umgerechnet auf akzeptable 115 Euro, die 20 Arbeitsstunden der beiden werden großzügig mit 200 Euro berechnet, für marokkanische Verhältnisse ein Vermögen. Wir diskutieren nicht lange und sind glücklich vom Hof zu kommen. Zeitweise haben wir nicht mehr daran geglaubt.
Bis zur heißen Quelle von Fask, wo Ri und Peter auf uns warten, sind es 140 km etwas mehr als zwei Stunden. Außer den beiden mit der Feuerwehr hat sich hier eine kleine Hippie Gemeinde versammelt meist deutschsprachig.
Josef und Franzi mit ihren nicht ganz 2 jährigen Zwillingen und einer ebenfalls umgebauten Feuerwehr, Uwe mit seinem wunderbar eingerichteten antiken Reisemobil und etliche andere. Ri zaubert für die hungrigen Ankömmlinge eine sehr leckere Tajine, Peter sorgt für‘s Lagerfeuer. Nach 9 Tagen Autobahn und Werkstattstress, erleben wir so etwas wie einen Kulturschock.
Der Montag wird noch zur Erholung genutzt, aber dann will Ri los. Über eine Woche an der heißen Quelle warten auf die Freunde ist genug. Die Wüste ruft. Peter, ein Holländer mit einer Wohnkabine auf einem Toyota Landcruiser schließt sich uns an. Über Targua, Akka und Tata geht es nach Osten. 400 km und zwei Tage später sind wir in Foum Zguid, dem Örtchen, indem wir Ri und Peter vergangenes Jahr kennengelernt haben.
Hier auf dem Campingplatz, Khayma Parc stoßen Heidi und Willi mit ihrem 47 Jahre alten Steyer zu uns. Gemeinsam wollen wir in den nächsten Wochen Lak Iriki, Erg Chegaga und die Piste zum Erg Chebbi bezwingen. Die Vorbereitung dazu dauert 4 Tage. Wäsche waschen, Souk besuchen, das marokkanische Essen genießen, immer wieder neue Begegnungen mit „Wüstenfahrern“.
Montag geht’s dann los. Peter der Holländer fährt voraus, er kennt einen besseren Einstieg zum Lak Iriki, als die Rüttelpiste, die wir im letzten Jahr gefahren sind. Zunächst geht es 50 km auf Asphalt zurück bis kurz vor Tissint, bevor wir auf die Piste Richtung Süden einsteigen. Den ersten Übernachtungsplatz erreichen wir nach drei Militärkontrollen etwa 20 km nördlich der algerischen Grenze. Wir fahren meist im Flussbett des „trockengefallenen“ Draa.
Dienstag geht’s nach einer ruhigen sternenüberfluteten Nacht weiter Richtung Osten und nach einer Mittagspause weiter Richtung Nordost auf dem trockenen Lak Iriki.
Hier fährt sich Wolfram in einem Weichsandfeld fest. Alle helfen schaufeln, der Holländer zieht Wolfram dann mit seinem Toyota aus dem Weichsand.
Weil Wolfram wohl nicht alles so macht wie der Holländer befiehlt, fallen erste harte Worte. Bis zum Café Titanic fahren wir noch gemeinsam weiter. Als dann aber nach einer Teepause wieder noch heftigere Wortwechsel das Klima in der Gruppe zerstören, entscheidet Wolfram nicht mehr gemeinsam weiterzufahren.
Traurig verabschieden wir uns von den Freunden mit der Absicht den Holländer nicht mehr wiederzusehen. Wir fahren zunächst 10 km zurück nach Westen und dann auf der steinigen Piste P1522 Richtung Zaomia. Die Piste ist mindestens so schlecht wie unsere Stimmung. Aber wir sind zu zweit und wissen, Lebbe geht weiter.
Nach 15 km und 2 ½ Stunden auf steinreicher Piste übernachten wir am Rand, weit und breit nur wir und Ronja. Auch am nächsten Tag sind es noch fast 30 km über drei Stunden bis wir hinter der Oase Sacreé auf eine sandigere besser zu befahrende Piste stoßen.
Jetzt macht die Wüstentour wieder Spaß. Noch ca. 30 km surfen durch manchmal auch etwas tieferen Sand und wir kehren im Bivouac Hassi Smara im Osten des Erg Chegaga 3 km vor M’Hamid ein. Hier treffen wir auf Fritz und Marille aus Antdorf, die wir schon aus Foum Zguid kennen.
Wir entschließen uns auch für die Nacht zu bleiben. Weitere deutschsprachige Camper hier sind Gabriel und Leni aus Österreich sowie Dieter aus Mainz. Sternenhimmel und Lagerfeuer lassen nichts vermissen oder vielleicht doch? Eigentlich kann man alles ersetzten nur liebe Freunde nicht.
Jetzt sind wir schon drei Wochen unterwegs und die Freunde zu Hause haben noch nichts von uns gehört. Das Tagebuch muss gepflegt werden. Nein die Freunde sind’s.
01. - 22. Februar 2020 (km 273.612)
Erg Chegaga - Erg Chebbi - Ouzoud - Moulay Bousselham
Nach dem schönen Abend am Lagerfeuer, entschließen wir uns noch einen Tag zu bleiben. Gegen Mittag kommt dann die Feuerwehr aus den Dünen des Erg Chegaga, Willi und Heidi sind auch dabei, der Holländer hält sich im Hintergrund. Die kurze Begegnung klärt, dass die Feuerwehr ihre geplante Route Richtung Erg Chebbi fortsetzten und dass wir uns in Merzouga wiedersehen. Wir wollen nicht mehr zurück auf die Piste. Die Straßenroute ist zwar 50 % länger, 405 km statt 266, aber mit Sicherheit stressfreier.
Am nächsten Morgen sitzen wir in der ersten Zuschauerreihe der Wüsten Rallye Raid au Maroc Zagora M'Hamid Express. Hochgerüstete Ralleyautos, -Buggies, -Quads und -Motorräder donnern an unserem Camping vorbei. Der Zieleinlauf steht etwa 500 m entfernt, kurz vor M’Hamid. Uns bleibt nichts anderes übrig als eine Lücke zwischen zwei Ralleyfahrzeugen abzuwarten und mit Vollgas Richtung Ziel zu donnern. Wir bekommen zwar Applaus, gewertet werden wir nicht, da wir knapp das Zieltor verfehlen.
Unser wahres Ziel ist auch der 100 km nördlich liegende Ort Zagora. Als wir dort tanken, überzeugt uns Abdul seinem Abschleppwagen in seine Werkstatt zu folgen, denn unser OF-EN braucht eine Wäsche. Die Bilder an den Wänden in seiner Garage bezeugen, dass hier schon viel Prominenz einen Stopp eingelegt hat. Abduls Vater hatte schon, als die Paris Dakkar noch durch Marokko führte, Serviceleistungen und seine Garage für Jutta Kleinschmidt und andere berühmte Ralleyfahrer angeboten. Die Werkstatt ist bestens ausgestattet und aufgeräumt.
Während unser Fahrzeug verwöhnt wird, fahren Marille und Fritz vor, von denen wir uns am Morgen verabschiedet hatten. Auch sie lassen ihren Autark Runner hier waschen und wir entscheiden im nahen Camping Sindibad gemeinsam zu übernachten. Dort werden wir überrascht, es wird Bier und Wein angeboten, was wir ob der seltenen Gelegenheit auch gerne nutzen. Auf diese Weise lernen wir einander noch besser kennen und entscheiden den Weg bis Merzouga, Erg Chebbi gemeinsam zu machen.
Auf der N12 geht es über Tazzarine bis nach Alnif, wo das Restaurant Palmière seinen Hof als Stellplatz für die Nacht anbietet. Das Essen dort ist nicht schlecht, der Hof ist wie ein Kasernenhof oder wie im „Knast“, wie Marille meint. Keiner von uns war bisher in einem, aber wir können jetzt alle mitreden.
Am nächsten Tag machen wir Halt kurz vor Rassini, am Garo Medonar, einer hufeisenförmigen Felsformation, die wir vom vergangenen Jahr schon kennen. Hier wurde 1999 der Film „Die Mumie“ und 2015 „James Bond -Spectre“ gedreht.
Fritz hat sichtlich Freude am freien Fahren im Gelände und plättet einen Doughnut nach dem anderen in den weichen Sand. Für die Übernachtung wählen wir wieder den kleinen Palmenhain in 3 km Entfernung, wo uns auch wieder Ali Tamazight findet, um sein Fossilien-Sortiment anzubieten.
Montag dann steuern wir den Camping Rose du Sable am Fuß der höchsten Düne des Erg Chebbi an. Ri und Peter mit ihrer Feuerwehr warten hier schon. Vier Nächste bleiben wir, Ronja und Iris erklimmen die Düne 800 m ü.N.N.und leckere Essen von und mit Fritz und Marille füllen die Tage.
Donnerstagnachmittag bekommen wir überraschend Besuch von Claudia und Thomas, die wir erstmals in San Christobal, Mexico getroffen hatten und das letzte Mal in El Roccio, Spanien. Sie haben unser Auto beim Spaziergang durch die Dünen entdeckt. Die Freude ist groß, der Austausch kurz und intensiv. Es ist schon eine große Reisegemeinschaft in der Welt.
Freitag brechen wir auf Richtung Norden, wir verabschieden uns von Fritz und Marille, mit der Feuerwehr sind wir für den nächsten Tag bei Camping Karla verabredet. Von dort geht’s dann wieder gemeinsam Richtung Westen bis Tinghir, am Eingang zur Todra-Schlucht. Im Restaurant Ouasis genießen wir im Obergeschoss mit Blick auf den Souk leckere Tajine und Köfte, bevor wir Camping Ourti für die Nacht anfahren. Der ist wieder mal geschlossen und wir schlagen unser Nachtlager in einem unbebauten Neubaugebiet vor der Stadt auf.
Auf der N10 geht’s am Sonntagmorgen weiter Richtung Ouarzazate, in Boulmane am Eingang zur Dades-Schlucht halten wir für’s Frühstück. Beim Carrefour füllen wir unsere Lager, vor allem mit Bier und Wein auf, bevor es Richtung Norden geht. Es gilt den Hohen Atlas zu erklimmen, Ouarzazate liegt schon auf 1100 m ü.NN, der höchste Pass, der uns erwartet bei 2580 m. Auf der R307 fahren wir zunächst noch zügig über Ghassat immer höher.
Die Straße wird schlechter und enger, Wolframs wenig stark ausgeprägte Schwindelfreiheit wird geprüft, von der wunderschönen Natur aber immer wieder abgelenkt. Die Farben wechseln von roter Erde zu satt grünen Wiesen und weißen und rosa Mandelblüten. Im wasserführenden Bachbett wechseln sich rote und grüne Kiesel ab. Als wir in 2000 m Höhe unser Lager aufschlagen sind wir glücklich, auch wenn die grobe Strecke manchen Nerv strapaziert hat.
Bis Demnate sind es am nächsten Morgen nur noch 40 km und schon vorher können wir über das weite Hochplateau schauen, wo wir die nächste Woche verbringen werden. Camp Zebra bei den Wasserfällen von Ouzoud, soll uns die Annehmlichkeiten von sauberer Dusche, Toiletten, Waschmaschine und nahegelegenen Restaurants bieten.
Die Hunde wollen auf naturbelassenen Pfaden ausgeführt werden und wenn der Heimweg vom Restaurant Wolfram zu steil wird, will der ein Taxi rufen können. All das versüßt das Abenteuer Marokko und zeigt, wie schön es hier immer wieder ist. Wir waren 2013 hier an den Wasserfällen das erste Mal und dieses Jahr nicht das letzte Mal.
Sonntag brechen wir dann auf, wir wollen auch nochmal an den Atlantik. Die erste Etappe, knapp 150 km führt uns an einen kleinen Stausee nördlich von Oued Zem. Die Autos stehen eigentlich schon, als Wolfram meint er müsse noch ein wenig rangieren, um ebener zu stehen. Das Ergebnis, die rote EDC Leuchte sagt, dass Mercedes sich nicht wohl fühlt. Wir sind entspannt, morgen ist wieder ein Tag, der soll uns über Rabat nach Moulay Bousselham führen.
Da unsere Mercedes unmäßig säuft und Abgaswolken ausstößt, entschließen wir die Vertragswerkstatt der Hauptstadt anzusteuern. Die Feuerwehr fährt schon mal weiter, ein 55 Jahre alter Veteran braucht nicht die elektronische Pflege einer hochmodernen Werkstatt.
Wir bekommen einen Termin für den nächsten Morgen und müssen nun einen Übernachtungsplatz in der Großstadt finden. Am ersten werden wir weitergeschickt, über die Brücke zur Marina in Sale, von dort zurück unter die Brücke von Rabat.
Hier stehen schon drei Camper und wir fühlen uns recht sicher, bis es um 20.30 Uhr klopft und ein freundlicher Polizist uns auffordert, einen anderen Platz zu suchen. Es sind knapp 18 km durch die nächtliche Stadt, beweint von Nieselregen im südwestlichen Vorort Temara. Es bestätigt sich wieder einmal, Großstädte sind zu meiden!
Die Mitarbeiter bei Mercedes nehmen uns am nächsten Morgen freundliche auf. Wir haben 10 Stunden Zeit das Autohaus kennenzulernen, einschließlich einem Mittagsspaziergang in einem nahen Park, vorbei an Garküchen, die unseren Hunger stillen. Endlich um 17 Uhr bekommen wir Mercedes zurück und die Rechnung präsentiert. Iris, die sie entgegennimmt raunt Wolfram 940 zu. Der hatte mit viel gerechnet, erschrickt aber trotzdem. Erst als er die geschrieben Zahl einschließlich der Währung MAD sieht, kann er sein Strahlen kaum unterdrücken. Umgerechnet 89,79 EUR für Diagnose und Reinigung des Dieselpartikelfilters in einer Fachwerkstatt, das gibt’s nur in Marokko.
Ruckzuck sind wir wieder auf der Straße im Feierabendverkehr von Rabat, der nicht interessiert. 140 km über die Autobahn sind auch bei Dunkelheit nach diesem Erlebnis kein Problem. Und als uns Ricarda auf dem freien Feld des Camping Moulay Bousselham mit frischen Erdbeeren mit Schokonusshäubchen empfängt und herzlich umarmt, sind die kleinen Schattenseiten des Lebens wieder ganz und gar vergessen.
Jetzt sind wir schon wieder vier Nächte und wundervolle Tage hier, bei klarem Himmel, Sonnenschein und über 20°C, da kann man doch auch mal die Freunde in Deutschland etwas neidisch machen. Vielleicht kommt ihr ja das nächste Jahr einfach mit!?
22.2. - 6. März 2020 (km 275.225)
Moulay
Bousselham - Chefchaouen - Portugal
Aus den vier Nächten werden sechs. Wir verbummeln die Tage, spazieren am Strand, kaufen im Souk frische teilweise fremde Waren ein, kochen selbst oder gehen abends leckeren Fisch oder Köfte essen. Am abendlichen Lagerfeuer gesellen sich dann interessante Nachbarn zu uns und Geschichten und Infos werden ausgetauscht.
Irgendwann muss es weitergehen. Inzwischen haben wir von der Corona-Virusausbreitung speziell in Italien erfahren. Unsere Freunde Ri und Peter haben für den 29. Februar eine Fähre nach Genua gebucht und haben jetzt Sorge vielleicht in Italien oder Österreich festgehalten zu werden. Sie stornieren die Fahrt und entscheiden über Spanien, Frankreich und die Schweiz nach Deutschland einzureisen.
Wir haben noch Zeit für ein paar gemeinsame Tage in Chefchaouen. Im vergangenen Jahr hatten wir dort das Champions-league-Spiel Liverpool : Bayern gesehen, heute soll es Chelsea : Bayern sein. Am frühen Nachmittag kommen wir in Chefchaouen an. Nach der Zusage in der Sportbar nehmen Peter und Wolfram am Abend ein Taxi hinunter in den blauen Ort. Dort allerdings kommt jetzt die Entschuldigung, die meisten Gäste wollten andere Spiele sehen.
Wieder zurück mit dem Taxi zum Hotel nahe dem Campingplatz. Auch hier wird nicht Bayern sondern Neapel : Barca übertragen. Dafür gibt es Bier bis zur Halbzeit, dann ist die Sehnsucht nach den zu Hause gebliebenen Mädels so groß, dass der kurze Fußmarsch zum Camper sportlich überwunden wird. Per Internet Live Ticker wird die zweite Halbzeit der Bayern in lieber Gesellschaft mit Erfolg absolviert.
Die letzten Tage in Marokko vergehen schnell, am Donnerstag kommen noch Josef und Franzi mit ihren Zwillingen vorbei um sich von Ri und Peter zu verabschieden bevor die zurück ins geschäftige Deutschland müssen. Freitag fahren wir gemeinsam zum Hafen nach Tanger Med, wo wir uns leider von der geliebten Feuerwehr und ihrer Crew verabschieden müssen, da unsere Fähre 3 Stunden später ablegt als ihre.
Wie gewohnt wird es dann bei uns nochmal 2 Stunden später bis das Schiff wirklich den Hafen verlässt und wir rollen gegen 21.30 auf europäischen Boden.
Am nächsten Morgen werden die Lager wieder mit europäischen Leckereien aufgefüllt. Es ist wie ein Nachhausekommen, zurück aus einem exotischen Land. In den nächsten vier Wochen wollen wir in kleinen Etappen über Portugal, Spanien und Frankreich Richtung Deutschland fahren.
Heute werden es erst mal 160 km bis zum Nationalpark Coto de Doñana auf der Ostseite des Guadalquivir. Wir waren schon 2018 in dem Nationalpark an einer anderen Ecke in El Rocío. Und wieder begeistern uns die riesigen Flamingo-Schwärme. Auch wenn Ronja sich wieder mal kräftig einsaut an den Lehm/Ton- Bergen am Rande der Kanäle freuen wir uns trotzdem an der traumhaften Natur um uns herum.
Am 1. März verlassen wir Spanien über Sevilla Richtung Westen nach Portugal. Hier sind Camping- und Parkplätze wie erwartet sehr stark belegt, aber wir finden immer noch ein Eckchen, wo wir für uns sind. Unser Ziel ist der Praia de Barranco bei Sagres am SW-Zipfel von Portugal. Auf der Suche nach der Zufahrt zum Aussteiger- und Surfer- Eldorado im Alentejo Nationalpark finden wir auf einer Klippe einen wunderschönen Platz mit Blick auf den dicht mit Campern zugeparkten Stellplatz.
Nein, da hätten wir gar nicht stehen wollen. Hier oben kommen auch viele braungebrannte Surfer vorbei auf ihrem Weg hinunter zu den Wellen und es ergeben sich immer wieder nette Plaudereien. Beim traumhaften Sonnenuntergang gibt’s ein leckeres Abendessen und wir planen ein paar Tage hier zu verbringen.
Doch dann trifft Iris nach dem Morgenspaziergang auf einen etwas verrückten portugiesischer Surfer, der uns aufklärt, dass wir hier nicht willkommen seien, weil wir Touristen hier die Natur zerstören, unseren Müll in der Landschaft hinterlassen. Iris hatte tatsächlich bei unserer Ankunft erstmal Müll aufgesammelt, wie sie es immer tut bei ihren Spaziergängen.
Leider haben wir auch gelesen, dass unten an dem Stellplatz des Praia do Barranco nicht immer sehr sorgsam mit der Natur umgegangen wird, weshalb er auch von Zeit zu Zeit von der Polizei geräumt wird. Wir scheuen weitere zwecklose Diskussionen mit dem Portugiesen und ziehen weiter. Neues Ziel, neues Glück.
Von Sagres aus fahren wir ca. 70 km weiter nach Odeceixe an der Mündung des Flüsschen Seixe und finden wieder mal ein Traumplätzchen. Wir verbringen den Tag mit einer kleinen Wanderung und Lesen in der warmen Frühlingssonne. Am nächsten Tag kommen auch andere Camper hier an, alle mit Hunden :-) es ergeben sich nette Unterhaltungen, der Himmel ist blau, der Sonnenuntergang grandios.
Obwohl hier keine Schilder stehen, die das Übernachten verbieten, klopft es in der Nacht leicht unfreundlich am OF-EN. Dies ist eine Verwarnung mit der Bitte den Platz zu verlassen. Circa zehn ! Fahrzeuge brechen im Dunkeln auf um für die Nacht einen neuen Platz zu finden. Wir finden nur 4 km weiter im nahen Örtchen Odeceixe einen Parkplatz, auf dem wir die Nacht in Ruhe verbringen dürfen.
Donnerstag finden wir dann wenige Kilometer nördlich von Villa Nova de Milfontes hinter den Dünen des Praia do Malhão auf einer Wiese einen Traumplatz. Nach ihrem langen Spaziergang durch die bergigen Dünen zweifelt Iris ob sie schon mal so eine wunderschöne Natur durchwandert hat. Na ja, wir sind ja erst seit 9 Jahren unterwegs.
Bis demnächst, noch einmal bis es am 25. April wieder nach Kanada geht.
6. - 21. März 2020 (km 276.281 - 279.163)
Portugal - Spanien - Frankreich - Deutschland
Weiter geht’s 115 km nach Norden. In einem winzigen Ort südöstlich von Lissabon, in Monte Novo-Palme finden wir einen Platz zwischen Korkeichen.
Wir bekommen Besuch, Ian, 70, ein Großer Brite, der seinen Border Collie mit einem Tretroller ausführt. Ian lebt seit einigen Jahren hier und bringt schnell das Thema auf das Corona Virus. Wir hatten zwar auf FAZ.net die Ausbreitung in Italien und Spanien verfolgt, aber noch kein Bewusstsein entwickelt, dass dieses Virus keine Grenzen kennt und sich rasend schnell verbreitet. Portugal ist noch kaum betroffen, aber woran liegt das? Vielleicht an der geringen Informationsdichte, oder wird weniger getestet? Wir werden wachsamer.
Am Montag 9.3.20 dann der Börsencrash, noch ein Warnschuss!?
Donnerstag machen wir bei Mercedes in Porto Halt.Eine Glühkerze streikt, kein Problem. Im schicken Empfangsraum verweigert man schon den Handschlag, den Ellenbogengruß sehen wir stattdessen zum ersten Mal und in kurzer Reichweite stehen überall Flaschen mit Desinfektionsmittel. Inzwischen zeigen Statistiken,wie schnell sich das Virus in Spanien verbreitet. Da müssen wir durch auf unserem Heimweg, etwa 1.100 km ist die geplante Strecke längs des Golfs von Biskaya bis nach Frankreich.
Samstag fahren wir, nachdem in Portugal noch unsere Lager aufgefüllt wurden, über die portugiesisch/spanische Grenze. Wir wollen möglichst wenig Kontakte in Spanien haben, aber ohne tanken wird’s nicht gehen.
Trotzdem machen wir nach knapp 110 km unseren ersten Stopp am Stausee Pontillon do Castro. Es ist Samstag und einige Spanier machen bei wunderschönem Sonnenschein einen Ausflug hierher. So richtig wohl fühlen wir uns nicht mehr.
Als es Sonntag zu regnen beginnt, ist klar, wir machen Strecke. An Santiago de Compostela vorbei fahren wir 235 km bis Ribadeo. Hier auf einer Klippe beim Playa de Sarella hatten wir im vergangenen Jahr schöne Tage, dieses Jahr leider nicht.
Regen und heftiger Wind zeigen eine Undichtigkeit am Dachflächenfenster im Bad. Glück gehabt? Das Regenwasser kann über die Entwässerung der Duschtasse ablaufen, trotzdem kommt keine Freude auf, aber wir nehmen’s wie immer, gelassen.
Montag dann in der Zeitung die Diskussionen, dass die Länder ihre Grenzen schließen wollen. Werden wir noch bis Frankreich kommen? Als Deutsche von Frankreich nach Deutschland einreisen zu dürfen, sollte kein Problem sein. Bis Frankreich sind es noch 530 km. Das schaffen wir nicht in einem Tag, vor allem müssen wir ja dann in Frankreich auch erst noch einen Übernachtungsplatz finden, an dem wir sicher stehen können.
Es geht 363 km bis Kabaron El Molino (Spanien), morgen Vormittag sollten wir die restlichen 167 km schaffen, bevor Macron um 12 Uhr die Grenze zu Spanien schließt. 11 Uhr 30 sind wir an der französisch/spanischen Grenze.
Die Polizisten, die hier aufgestellt sind wirken sehr entspannt. Keine Gesichtsmasken, keine Handschuhe. Die Straßen sind voll mit Autos und Menschen, auf spanischer Seite sieht das alles ganz anders aus. Die Gefahr ist den Spanien bewusster.
Wir fahren noch weitere 180 km bis Biscarosse, wo wir vor bald zwanzig Jahren wiederholt Urlaub mit unseren Söhnen gemacht haben. Wir suchen den Campingplatz unter Pinien, den wir schon vor zwei Jahren auf der Route Richtung Süden genutzt hatten. Nach den letzten Tagen unter Druck, wollen wir hier bei Sonnenschein erstmal überlegen wie es weitergehen soll.
Die Menschen an diesem kleinen Urlaubsort am Atlantik gehen sehr diszipliniert mit der Corona-Krise um. Beim Bäcker und Metzger und auch vor allem vor dem Supermarkt warten die Menschen geduldig mit respektvollem Abstand untereinander, bevor sie einzeln die Geschäfte betreten. So könnte es funktionieren sich nicht anzustecken!
Nach einem Tag Pause, ist klar: dies ist keine Zeit zum chillen, auch wenn das Wetter noch so schön ist. Wir wollen nach Deutschland, auch vor ein Fernsehgerät, um einen noch besseren Informationsfluss zu haben. Da wir inzwischen auch glauben müssen, dass wir Ende April nicht wieder nach Kanada fliegen dürfen, mieten wir uns eine kleine möblierte 2-Zimmer Wohnung in Speyer und ziehen hier am 21.03. nachmittags ein.
Der kleine Grenzübergang bei Saargemünd war problemlos. Die Passkontrolle wurde von einem jungen Polizisten im Abstand von weniger als 1 m ohne Maske und Handschuhe durchgeführt.
Eine Woche nachdem wir Spanien und vier Tage nachdem wir Frankreich verlassen haben fühlen wir uns symptomfrei, aber keineswegs wohl, auch wenn unser Umfeld alles dafür bietet. Freiheit, nein Gesundheit ist unser allerhöchstes Gut. Hoffentlich können wir alle sie bald wieder guten Gewissens genießen!