marokko 2019 ...
09. - 27. Januar 2019 (km 257.768)
Heidelberg - Algeciras - Tissint
Am 9. Januar starten wir zu unserer Winter Tour 2019. Wir wollen bis Ende Februar Marokko bereisen, im März dann über Portugal, Spanien und Frankreich zurück nach Deutschland kommen. Unser Flieger nach Kanada geht am 27. April
Die 2.500 km nach Algeciras zur Fähre nach Marokko legen wir zügig in sieben Etappen zurück. Wir wollen schnellstmöglich ins Warme.
Dienstag den 15. stehen wir um 14.30 Uhr bei Carlos in Algeciras am Schalter. Das Fährticket nach Tanger Med soll für die Überfahrt um 16 Uhr 190 EUR, um 17 Uhr
180 Euro kosten. Obwohl Iris sparsam ist (kommt aus Deutsch-Schottland) wählen wir die 16 Uhr Fähre, 1 ½ Stunden Überfahrt, dann ist es noch zwei Stunden hell und wir können in Ruhe nach einem Übernachtungsplatz suchen.
Wie nah Algeciras an Afrika liegt bekommen wir dann aber deutlich aufgezeigt:
Um 15 Uhr stehen wir auf dem Parkplatz vor dem Hafengelände, um 16 Uhr dürfen wir auf das Hafengelände, um 16. 30 Uhr legt die Fähre im Hafen an, um 17.15 Uhr sind wir an Bord, um 17.45 Uhr legt die Fähre ab, um 19.15 Uhr legt sie in Tanger Med an. Wolfram plant der Afrikaner lacht.
Um 19.45 Uhr nimmt uns ein Zollbeamter die Papiere ab um unsere Daten ins marokkanische EDV System einzuspeisen. 10 Minuten später haben wir die Papiere wieder, das System sei überlastet. In 10 Minuten sei es sicher wieder OK.
Nach einer halben Stunde beraten wir uns, wie es wohl weiter geht, der Beamte ist nicht wieder aufgetaucht, wir wollen auch nicht drängeln.
Nach 45 Minuten stehen nur noch wir an der Abfertigung, alle anderen Fahrzeuge sind aus dem Zollbereich verschwunden. Iris fasst sich ein Herz und geht ins Zollgebäude.
Dort haben die Computer bedienenden Damen die Füße schon hochgelegt, Feierabend. Mädels unter sich, dann klappt auch was, nach weiteren 5 Minuten haben wir unsere Einreisepapiere. Willkommen in Marokko.
Glücklicherweise gibt es in nur 10 km Entfernung einen Übernachtungsplatz, den wir auch im Stockdunkeln finden. Inzwischen ist es 21.30 Uhr.
Ab jetzt werden wir unser Tagebuch nicht mehr mit so viel Text füttern. Die Bilder sprechen für sich, sind mit Datum und Region versehen. Nur wenn etwas Besonderes passiert, gibt’s eine Geschichte.
Wer Informationen zu „Marokko mit dem WoMo“ sucht, wird bei Sven und Doreen unter www.kasteninblau.de fündig. Die beiden haben wir im letzten Jahr in Portugal getroffen und bei einem Morgenspaziergang in der Oase Tighmert zufällig wiedergesehen.
Unsere Tour führt uns längs der Atlantikküste nach Süden bis Sidi Ifni. Von dort geht’s über Guelmin südlich des Antiatlas Richtung Osten über Icht, Tata, Tissint bis Foum Zguid im Westen des Erg Chegaga, einem der großen Marokkanischen Dünenfelder.
28.1. - 5. Februar 2019 (km 261.956)
Foum Zguid - Erg Chegaga - Merzouga
Von unserem Lager an den Felsenbecken von Tissint, hier hatten wir 2013 auf unserem Rückweg nach der Afrikaumrundung schon campiert, sind es nur 58 km bis Foum Zguid, wo wir das Camp Kayma Park ansteuern. Der Platz gefällt uns gleich, die Camper stehen hier nicht in Reih‘ und Glied, sondern frei verteilt, wie Häuschen in einem gewachsenen Dorf. Auch der Ort selbst ist nah, und so kommen Iris und Ronja bei ihren Streifzügen auch auf ihre Kosten. Wir lernen Ricarda, Peter, Tom und Border Collie Scoobidoo kennen.
Die Münchner reisen in einem ausgebauten ehemaligen Feuerwehrauto und kennen Marokko schon von früheren Reisen. Zum Abendessen pilgern wir gemeinsam zur Ortsmitte zum Restaurant Chegaga von Ibrahim. Die Tajine dort ist vorzüglich und dazu gibt’s, Marokko untypisch, aber unschlagbar gute Pommes Frites.
Dienstag ist Waschtag und wer hierbei nicht gefordert ist, darf träumen, planen, chillen.
Freitag soll‘s weitergehen, längs der 40 km langen Dünenkette des Erg Chegaga bis Mhamid und weiter offroad nach Tagounit, Ramlia und Touz, wo wir uns bei unserer Afrika Vortour aufwändig festgefahren hatten. Aber vorher gehen wir noch mal bei Ibrahim essen. Auch die Kebab Spieße und Fleischpflanzerl sind mega lecker.
Donnerstag findet der wöchentliche Souk statt und wir haben eine große Einkaufsliste für die morgige Wüstentour. Bei Lebensmitteln wird nicht gehandelt, aber bei Souvenirs geben wir nicht so schnell nach.
Freitag geht’s dann los. Ilse und Roland aus der Schweiz schließen sich spontan unserem Tross an. Zunächst geht es über flache Hamada-Steinwüste zum Lac Iriki, der seit dem Bau des Stausees bei Ouarzazate trocken liegt.
Die Bilder können nur die Schönheit der einsamen Landschaft zeigen, aber nicht das Nerv zehrende Gerüttel, das uns begleitet. Nach drei Stunden haben wir etwa 45 km zurückgelegt und kommen auf die ebene Fläche des Lac Iriki auf der wir zügig bis zum Café Titanic gleiten.
Es ist unglaublich, weit und breit keine Menschenseele, nur platte ausgetrocknete Erde und wir bekommen Berber Omelette, Salat und Fladenbrot serviert, danach natürlich der obligatorische zuckersüße Minztee.
Schon bald hinter dem Café endet der Salzsee und wir fahren auf sandigem Gelände zwischen hohen Dünen, wo wir unser Nachtlager aufschlagen. Peter sorgt für Musik, Van Morrison, Klaus Doldingers Passport, Santana und andere klingen unter einem unglaublichen Sternendach bei Rotwein nochmal besser als auf der Wohnzimmercouch. Den Sternenhimmel kann kein Bild wiedergeben, muss man selbst erleben, glaubt einem keiner.
Samstag geht’s weiter, vorwiegend durch tiefen Weichsand und trockene Oueds. Vielleicht kann ein Skifahrer das Fahren im Weichsand nachvollziehen, wenn man das Rütteln der Steinwüste mit vereisten Hängen und den Weichsand mit tiefem Pulverschnee vergleicht. Letzteres ersehnt man, vor ersterem graust’s einem. Aber auch das Tiefsandfahren fordert und die Ankunft im Ort Mhmid hat etwas Erlösendes. Hier machen wir im „Kleinen Prinzen“ nochmal eine gemeinsame Pause, bevor sich die Schweizer verabschieden und wir mit den Münchnern weiterziehen.
Für uns geht’s noch 50 km weiter bis uns ein Schild mit der Aufschrift Militärgebiet stoppt. Zu Fuß gehen die Mädels und Tom bis zum 2 km entfernten Militärposten, von wo sie mit der erlösenden Nachricht zurückkommen, dass wir sehr wohl hier nach Merzouga weiterfahren können, wir sollen nur nicht weiter nach Osten in Richtung Algerischer Grenze abdriften. Für heute schlagen wir unser Lager auf und freuen uns über die gelungene Tagesetappe von über 120 km ;-)
Sonntag brechen wir dann vom Präriecamp in die Berge auf. Enge, gewundene Piste führt auf die steinige Hochebene, ein neues Landschaftsbild. Hier leben mehr wilde Dromedare als Menschen, der Boden gibt auch nicht viel her. Die Steinwüste fordert wieder Nerven und Material. Erst nach 95 km, als wir Richtung Osten auf die P7112 abbiegen begegnen wir wieder anderen Fahrzeugen.
Wir hatten gehofft, dass diese Hauptverbindung zwischen Zagora und Merzouga besser ausgebaut ist, pfeifedeggele! Erst die flache, teils sandige Fläche des Lac Maider bringt kurze Erlösung und flottes Vorwärtskommen. Wir fahren an Sidi Ali vorbei und suchen einen Übernachtungsplatz am Fuß der Düne Zereg. Auch heute Nacht strahlt wieder die Milchstraße mit ihren garantiert unzähligen Sternen über uns.
Montag sind es von unserem Dünencamp sandige 25 km in einem trockenen Flussbett bis Ramlia, wo wir eine Teepause machen. Danach geht’s weitere 54 km auf absolut schwieriger Tiefsandpiste nur kurz unterbrochen von wenigen Kilometren auf einem Salzsee. In Taouz kann man sich ohne Navi verirren, lange verwinkelte Gässchen führen auf die letzten 20 km auf bestem Asphalt bis Merzouga.
Unsere bayerischen Freunde waren hier schon mal in der empfehlenswerten Rose de Sable abgestiegen und wir freuen uns am Fuß der höchsten Dünen der Erg Chebbi die nächsten Tage, Sonnenauf und -untergänge, Spaziergänge in den Ort, Cafés und Lädchen genießen zu können.
In schā' Allāh
5. - 18. Februar 2019 (km 262.370)
Rissani - Erfoud - Midelt - Chefchaouen
Wir machen uns vier schöne Tage am Fuße der großen Dünen des Erg Chebbi. Merzouga bietet mehr als das Herz begehrt. Dienstag kaufen wir ein, Obst, Gemüse, Fleisch, sogar Wein und Bier können wir, wenn auch überteuert im Hotel Complexe Touristique de Merzouga kaufen.
Die Tajine an unserem Campingplatz Rose de Sable ist gut, Peters Fleischpflanzerl ergänzt von Toms Gemüsepfanne und Iris Bratkartoffeln sind viel besser. Die Tage bieten strahlende Sonne mit Temperaturen über 22°C, die Nächte sind kalt bis 4°C.
Wir wollen Samstag weiterfahren, die Münchner bleiben noch zwei Tage, wir werden uns aber Montagabend wiedersehen. Vor unserer Abreise am Samstag nimmt Ronja noch ein Bad in einer Kamelodelgrube. Zweimal waschen nutzt nicht viel, das Mädel stinkt bestialisch, komischerweise auch nach Teer. Wahrscheinlich wurde in der Kamelgülle auch Altöl entsorgt!? Da uns niemand die Hündin abnehmen will, nehmen wir sie halt wieder mit.
Im nur 40 km entfernten Rissani besuchen wir den Souk, allerdings nicht lange, für morgen Sonntag ist ein größeres Angebot angesagt. Die Bauern aus der Umgebung ergänzen die ständig vorhandenen Buden mit Obst und Gemüse aus eigenem Anbau.
Zur Übernachtung fahren wir noch 15 km nach Westen zu Gara Medouar, einem ehemals portugiesischen Naturgefängnis. Hier wurden auch 2015 Szenen zum James Bond Film Spectre gedreht. Die Aussicht vom Gipfel ist einfach umwerfend.
Unser Lager schlagen wir zwischen einer Palmengruppe auf. Sonntagmorgen begrüßt uns Ali Tamassier, der seinen Musterkoffer mit Fossilienartefakten auf dem Fahrrad hierher in die Wüste geschafft hat. Er nennt sich selbst Ornithologe, sein Wissen können wir mangels Anschauungsobjekte nicht prüfen. Iris tauscht einen Fossilienschale gegen 30 DH und ein T-Shirt und Ali tanzt vor Freude.
Zurück in Rissani durchwandern wir den nun vollen Souk. Beim Barbier erwerben wir endlich Rasierseife, beim Schuster erneuert Wolfram das Leder seines Gürtels. Die Aktion dauert keine 20 Minuten, während wir die Geschicklichkeit des Alten und seiner beiden Söhne bewundern können. Die 20 DH sind ein mehr als fairer Preis, über den wir nicht handeln.
Nach zweieinhalb Stunden im Souk haben wir genug gesehen, erlebt und erworben. Wir setzen unsere Fahrt Richtung Norden nach Erfoud fort.
Im Camping Chez Karla finden wir einen schönen Platz um auf unsere Münchner Freunde zu warten. Ibrahim serviert am offenen Kamin ein sehr leckeres Abendessen, nachdem er uns durch seinen kleinen Laden geführt hat, indem er alle Souvenirs, die Marokko zu bieten hat präsentiert.
Montag kommen auch die Münchner, sie haben in Erfoud zwei Waschbecken erworben, gearbeitet aus Naturstein mit Fossilieneinschlüssen, wunderschön!! Gefeiert werden die Errungenschaften wieder bei einer leckeren Tajine vor prasselndem Kaminfeuer.
Auch 50 km weiter nördlich an der blauen Quelle von Meski wird mit Fossilien gehandelt, wir begnügen uns mit einem Rundgang und heißem Tee. Das Tagesziel ist der Campingplatz Jurassique im Ziztal, wunderschön gelegen zum Wandern am Fluss und auch was das Essen angeht sehr zu empfehlen.
Weiter durch eine traumhaft schöne Landschaft entlang des Gorge de Ziz, wir klettern auf Höhen bis beinahe 1800 m und landen in Midelt auf 1485 m. Die Nacht war eisig, hier ist es am Mittag bei strahlender Sonne 22 °C warm und eine verschneite Bergkulisse ringsherum verschönert die Landschaft.
Das 25 km östlich von Midelt gelegene Hotel Ksar Timnay bietet neben Bar und Restaurant auch Campinggelegenheit. Die Preise in der Bar schrecken ab und so bleiben wir auch dem Restaurant fern. Nach einer frostigen Nacht bietet am nächsten Morgen die heiße Dusche Genuss.
Wir wollen ans Mittelmeer, auch wenn die Wettervorhersage gar nicht so freundlich ist. Unsere Tagesetappen werden länger, 250 km sind es bis Camping Benyacoup etwa 30 km vor Guercif. Die Landschaft hat sich inzwischen deutlich verändert. Wir finden es schon richtig „mediteran“. Olivenhaine und Zypressen bestimmen das Grün. Kamele sind von Eseln verdrängt.
Adam heißt uns in seinem Camp willkommen, seine Mutter kocht für uns. Alles frisch aus eigenem Anbau zubereitet. Das Abendessen ist das Beste aller Marokkanischen Essen, die wir bisher genossen haben.
Freitag sind es nochmals 275 km bis wir das Mittelmeer bei Cala Iris erreichen. Leider ist der Himmel sehr bedeckt und frostiger Wind weht. Das angesteuerte Öko Camp ist zwar schön gelegen, aber bei dem Wetter nicht sehr reizvoll. Das kleine Lokal im Hafenort hat geschlossen und so ziehen wir uns bald in unseren warmen OF-EN zurück.
Nach Oued Laou sind es Samstag 150 km. Ein Zwischenstopp im idyllischen El Jebha verkürzt die Strecke, die danach immer wieder Blicke auf das Mittelmeer mit seinen schönen Stränden und Steilküsten zulässt. Der Parkplatz in Oued Laou, der als Übernachtungsplatz dienen soll sagt gar nicht zu. Wir fahren 12 km weiter Richtung Chefchaoeun, wo an der P4105 ein Campingplatz ausgewiesen ist.
Wir zahlen schweren Herzens 100 DH statt der geforderten 10 EUR, die drei Münchner 150 DH. Das Kleinfußballfeld auf dem wir campen bietet etwas sportliche Abwechslung, ansonsten ist das Angebot ohne heiße Dusche und ohne Strom doch kärglich. Warum wir schon am Abend im Voraus zahlen sollen, wissen wir spätestens um vier Uhr in der Früh, als ein kläffender Köter die Umgebung, Hähne, Esel und andere Hundemeuten weckt.
Wir finden zwar nochmal etwas Schlaf, aber die Münchner ziehen doch relativ früh weiter nach Chefchaouen, während wir nach NW Tetouan fahren. Hier gibt es mit Carrefour und Marjanne zwei große Supermärkte, in denen wir unsere Lager auffüllen. Im Carrefour wird um die Ecke am unscheinbaren Eingang sogar Alkohol angeboten.
Bestens ausgerüstet und entsprechend gut gelaunt fahren auch wir jetzt nach Chefchaouen, wo sich unsere Münchner Freunde auf dem über dem Städtchen liegenden Campingplatz Azilan bereits installiert haben. Wir köpfen zwei Flaschen Wein, Peter brät seine inzwischen zur Perfektion gereiften Fleischpflanzerl, Grundlage für einen wunderbaren, unterhaltsamen Abend, den nur die Kälte der Nacht abbricht.
Während Iris mit Ronja und den Münchnern in den im Tal liegenden Blauen Ort absteigt, nutzt Wolfram die Zeit mit Planung unserer letzten Woche in Marokko und Tagebuchschreiben. Zum Lohn gibt’s schmackhafte süße Leckereien aus der marokkanischen Patisserie.
18. - 25. Februar 2019 (km 263.565)
Chefchaouen
- Mulay Bousselham - Algéciras
Bis Mittwoch wollen wir noch bleiben. Genug Zeit für interessante Begegnungen im Camping Azilan. Mit Sonne ist es auch richtig schön hier oben über Chefchaouen im Tal, ohne ist es schattig kalt!
Die interessanteste Begegnung ist wohl Clemens Neugebauer aus Österreich. Als Sohn eines Musikers war ihm diese in die Wiege gelegt. Als Jugendlicher fand er für sich die Liebe zum Malen. Ein Studium der Bildenden Künste in Wien strukturiert seine Talente.
Am spannendsten aber findet Wolfram, womit sich Clemens heute beschäftigt. Gemeinsam mit einem seiner Söhne werden aus Fotoportraits Portraitbüsten und zwar über ein CAD Programm gestaltet und vom 3D-Drucker gefertigt. Modernste Technik und Kunst, widersprüchlich, nein genial.
Sein monströsestes Werk ist die gemeinsam mit Martin Kölldorfer gefertigte Stierskulptur für den Red Bull Ring in Österreich (s.a. clemensneugebauer.at). Der Kunstbanause Wolfram, naja Musik liebt er schon, Salvador Dali hat er immer bewundert, die Bundesliga auch, ist von diesem Virtuosen gefesselt.
Leider wird die Schönheit des Tages immer wieder von Nieselregen gestört und am Nachmittag von einer Gruppe Wohnmobile aus Slowenien. Der Platz ist bald überfüllt, wir müssen sogar enger zusammenparken. Bis Morgen wollen wir durchhalten.
Am Abend verschönt den Tag dann das Fußballspiel Liverpool gegen Bayern München in einem Sportcafé unten in Chefchaouen. Die Münchner und Wolfram sind vom Spiel und dem 0:0 Ergebnis begeistert, Iris als Kloppo-Fan hätte gerne die Heimatmannschaft gewinnen gesehen.
Mittwoch brechen wir auf nach Moulay Bousselham, einem kleinen Fischerdorf am Atlantik. Die Wetterapp verspricht hier schönes Wetter und erfüllt das Versprechen. Zwar ist auch hier der Campingplatz gut gefüllt, aber ganz hinten auf einer Wiese ohne Infrastruktur, wie Wasser, Strom und Nachbarschaft können wir „großräumig“ stehen.
Die wenigen Nachbarn mit ihren selbst aufgebauten Kurzhaubern, passen zur Pfaffenhofer Feuerwehr. Überrascht werden wir eine viertel Stunde nach Ankunft von Ilse und Roland, mit denen wir den Erg Chegaga durchquert hatten.
Nach einem leckeren Fischplattenabendessen dann Lagerfeuer, zu dem Peter und Tom ihr letztes Fässchen Löwenbräu kredenzen. Verstärkt wird die Gruppe noch von Gabi und André, die auf dem Weg Richtung Südafrika sind. Da gibt’s doch viel zu erzählen.
Do., Fr., Sa., So. chillen und bayerisch lernen: Norgerlzuzler ist einer der sich in der Disko ewig an ein und demselben Getränk festhält, Zwiderwurzen ist die ekelhafte Partnerin, Tragerl ist übrigens ein Kasten mit 20 Halbliterflaschen.
Weitere Bayern, Brigitte und Wolfgang aus FFB, bereichern die Reisegeschichten am abendlichen Lagerfeuer.
Ein berühmter Schweizer hat es auf den Punkt gebracht: ’S is scho schee, wenn’s schee is.
Aber Montagabend geht die Fähre der Münchner und FFBler nach Genua, eine wunderschöne gemeinsame Zeit geht zu Ende. Ob wir uns alle nächstes Jahr hier in Marokko wiedertreffen? Wenn nichts dazwischen kommt ganz gwieß!
Wir schaffen es die Fähre in Tanger Med um 17 Uhr zu erreichen und landen wohlbehalten 18.30 Uhr in Algeciras. Dort steuern wir zunächst den Lidl an, der spanischen Käse, Baguette und Rotwein anbietet. Der nächste Parkplatz wird zum Picknickplatz.
25. - 28. Februar 2019
Tanger Med - Algeciras -
Huelva
Der erste Tag in Europa wird dann etwas schwierig. Die Strecke nach Tarifa längs der Atlantikküste ist erst mal schön wie das Wetter. Südlich von Cadiz geraten wir auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz in nur für den Sommertourismus angelegte Retortenortschaften mit Bettenburgen und Reihenhäuschen hinter Resort Mauern. Nix wie weg hier!
Das Örtchen Poblado de Sancti Petri beruhigt dann wieder Wolframs Nerven und wir genießen trotz heftigem Wind den Spätnachmittag und die Nacht.
Für Mittwoch haben wir uns in El Rocío mit Claudia und Thomas verabredet.
Die 220 km Etappe an Sevilla vorbei schaffen wir zügig in drei Stunden und die beiden Münchner, die wir in Mexiko vor ziemlich genau vier Jahren kennengelernt hatten sind auch schon da.
In einem kleinen Straßencafé schnattern wir über Vergangenes und die Zukunft. Auch wenn wir damals in St. Christobal nur einen Abend zusammensaßen, ist es heute als ob man lang vermisste Freunde wiederfindet. Trotzdem heißt es auch heute nach unterhaltsamen drei Stunden wieder Abschiednehmen, wir fahren in entgegengesetzte Richtungen.
Für den Abend finden wir im Yachthafen von Mazagón einen ruhigen Parkplatz und im Bistro El Rínconcito leckere Tapas, Rioja und eiskalten gelben Kräuterlikör. Für den letzten Februartag peilen wir schon Portugal an. Zunächst wollen wir aber im Carrefour noch Spezialitäten bunkern. Der hat aber geschlossen. In Andalusien ist heute Feiertag.
Was aber viel schlimmer ist, eine rote Lampe im Armaturenbrett lässt Panik aufkommen. Die Batterieleuchte geht nicht mehr aus. Nach Wolframs Recherchen ist wahrscheinlich die Lichtmaschine der Störenfried. Gerade hatte Mercedes wieder das Vertrauen ihres Fahrers gewonnen, entsprechend hart ist die Enttäuschung.
Zur Mercedeswerkstatt sind es 9 km. Das Industriegebiet ist am Feiertag ausgestorben. Bis auf das Klappern zweier Störche stört niemand die Ruhe. Die Zeit bis morgen früh kann man(n ) literarisch nutzen.
01. - 15 . März 2019 (264.354)
Mertola - Corouche - Santiago de Compostella - Deutschland
Bei Mercedes in Huelva bekommen wir geholfen. Die Diagnose ergibt, dass es entweder einen Schaden an der Lichtmaschine oder am Laderegler vorliegt. Der Laderegler wäre auf Lager, die Lichtmaschine müsste bestellt werden und könnte bis Montag besorgt werden.
Wir haben Glück nach etwa 4 Stunden Werkstattaufenthalt bekommen wir Mercedes zurück, der Laderegler ist ausgetauscht, das rote Lämpchen der Batteriekontrolle leuchtet nach dem Starten nicht mehr. Trotzdem, das gerade wiedergewonnene Vertrauen hat einen neuen Knacks bekommen.
Zügig brechen wir auf in Richtung Portugal es sind knapp 75 km bis zu unserem geplanten Übernachtungsplatz am Stausee bei Odeleite. Der Platz liegt wieder einmal einsam schön am Wasser und es gelingt uns die Sorgen des Tages zu verdrängen. Wir schauen nach vorne und hoffen noch ein paar schöne Tage hier in Portugal und anschließend in Spanien und Frankreich zu haben. Wir wollen nicht vor Frühlingsanfang zurück in Deutschland sein.
Auch der nächste Tag begrüßt uns mit schönem Wetter und wir fahren lediglich 50 km nach Norden bis in das Städtchen Mertola am Rio Guadiana. Das Örtchen liegt idyllisch am Hang, der von uns gewählte Stellplatz direkt am Ufer des Flusses ist ein Picknickplatz neben einem Bootsanlegesteg. Auch in Portugal war gestern Feiertag, Montag, Rosenmontag ist wieder frei und das so entstehende lange Wochenende wird von vielen Ausflüglern genutzt.
Hier unten an unserem Picknickplatz bekommen wir Besuch von einer Geburtstagsgesellschaft, die uns, nachdem Iris ein paar Blümchen vorbeibringt und der Dame zu ihrem neuen Alter kondoliert zu einem Gläschen Rotwein mit selbstgebackenen Brownies einlädt. Die Party dauert nicht lange und schon bald können wir unseren Grill auspacken und den Nachmittag in Zweisamkeit genießen.
Sonntag geht es zunächst noch weiter nach Norden bis zum Mourão-Stausee. Wer das ruhige Portugal erleben möchte, dem sei der Osten längs der spanischen Grenze empfohlen. Trotzdem zieht es uns nochmals an den Atlantik und durch das Weinanbaugebiet bei Évora geht es nach Westen bis Corouche, wo wir Richtung Norden zum Wallfahrtsort Fatima abbiegen.
Hier ist eine der größten Kirchen Europas errichtet worden und viele Gläubige pilgern hierher in der Hoffnung der Jungfrau Maria zu begegnen, die hier 1917 drei Hirtenkindern erschienen sein soll. Beim Anblick von Menschen die hunderte von Metern auf Knien über den Kirchenvorplatz rutschen ergreifen wir die Flucht. Unsere Toleranz wird hier überfordert.
Nördlich von Figueira da Foz finden wir 30m über dem Atlantik einen nicht ganz ruhigen Übernachtungsplatz. Zum Tosen der Brandung kommt das Prasseln von Regen auf unseren OF-EN, der von Sturmböen geschüttelt wird.
Da wir gegen das Wetter nichts machen können bleibt nur die Wahl der nächsten Plätze abseits der Brandung. Der Bootshafen an der Lagune bei Murtosa Esteiro bietet wieder mehr Ruhe, auch Wind und Regen haben etwas nachgelassen. Aber bei 12 Grad Außentemperatur haben Frau und Mann nicht das Verlangen vor dem OFEN zu sitzen.
So kommt es, dass wir schon nach einer Woche Portugal wieder verlassen und in einer größeren Etappe bis Santiago de Compostela fahren. Hier pilgern wir auf dem Jakobsweg von unserem Parkplatz zur Kathedrale und zurück, steigen wieder in den OF-EN und finden 30 km weiter einen wunderbar grünen Picknickplatz an einer Quelle.
Samstagmorgen füllen wir noch unseren Wassertank an der Quelle und ziehen weiter Richtung NO. Bei Ribadeo treffen wir wieder auf den Atlantik. Der Fluss Eo ist hier die Grenze zwischen Galizien und Asturien, wo wir wieder einen wunderbaren Platz 30 m über einem Sandstrand finden. Das Wetter ist heute auch sehr freundlich mit uns, zum Baden lassen wir uns bei 19 Grad trotzdem nicht verleiten.
Die Nacht bringt dann wieder heftigen Regen und da die Wetter App für die nächsten Tage keine Besserung verspricht, machen wir Kilometer und überlegen Deutschland schon vor dem Frühlingsanfang zu erreichen. Vorbei an Gijon und Santander machen wir erst wieder an der Marina von Zumaia kurz vor San Sebastián halt.
In einer Tapasbar genießen wir typisch spanische Spezialitäten, rote Würste (Chorizo) und Kutteln (Callos a la Madrileña), dazu einen wunderbar ausgereiften Rotwein. Hier könnte man es noch eine Weile aushalten, wenn nur das Wetter etwas freundlicher wäre.
Es bleibt dabei, nur noch 1200 km bis zu unseren Freunden Wolke. Täglich erträgliche 250 km zu immer schönen, freien Stellplätzen und wir begrüßen unsere Lieben trotz miesen Wetters mit strahlenden Gesichtern.
Uns bleiben noch 6 Wochen um in Ruhe alles in Deutschland vor dem Flug in unsere zweite Heimat zu organisieren.
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