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paraguay


05. - 14. April 2014
(km 126.749) Paraguay
Grenzübergang Ciudad Del Este

Oh wie schön ist Paraguay ...

Der Verkehr hier ist äußerst zäh, da viele Brasilianer die „Stadt des Ostens“ mit Spitznamen „Supermarkt Südamerikas“ zum Einkaufen nutzen. Wir halten nur an um die Einreiseformalitäten zu erledigen. Die Stempel sind schnell in den Pässen, das Zollpapier für den OF-EN dauert etwas, da selbst an diesem stark frequentierten Grenzübergang das passende Formular nicht allzu oft ausgefüllt wird.

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Nach 20 Minuten ist auch das erledigt, wir Menschen dürfen 90 Tage bleiben, der OF-EN 180 Tage. Für Paraguay stellen wir die Uhr noch eine Stunde zurück und auf geht’s 200 km nach Westen nach Colonel Oviedo. Hier hatten wir von Katrin und Matthias die Adresse von 2CV-Walter (S25 26.236 W56 26.584) bekommen, der, nachdem wir uns als hessische Nachbarn ausweisen sofort in seinen Quincho einlädt.

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Walter stammt aus dem Rodgau und lebt seit fast 32 Jahren in Paraguay. Ursprünglich wollte er ja nach Venezuela auswandern, aber hier in Colonel Oviedo hatte er eine Stelle als Berufsschullehrer bekommen, wo er jungen Paraguayos das Handwerk des Werkzeugmachers vermitteln konnte. Nachdem der Sechsjahresvertrag ausgelaufen war, ist Walter frisch verliebt in Domi, eine Paraguayerin, mit der er eine neue Familie gründet.

Sein Lebensunterhalt verdient sich der 2CV-Fan mit Autoreparaturen und insbesondere dem Umbau von Benzin- auf Dieselfahrzeuge. Nebenher baut er eine Safari-Ente. Ein 2CV6 erhält einen zweiten Motor auf die Rückbank, der die Hinterachse antreibt und so ist ein 4x4 Allradfahrzeug mit 2x28 PS entstanden. Dieses Unikat läuft heute noch. Seit Anfang des Jahrtausends bietet Walter auch Landrover- und 2CV-Touren durch Paraguay und Bolivien an. (walter@2cv-tours.de)

2011 unternimmt er mit Domi seine Traumreise im 2CV-Wellblechkombi von Paraguay nach Norden durchs Brasilianische Pantanal über Puerto Velho und die BR319 in die Amazonas Region bis Manaus. Von dort geht’s weiter bis an die Karibikküste, durch Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien zurück nach Paraguay. Wohlgemerkt, alles in einem 28 PS starken 2CV-Kombi.

Sein Buch über diese Reise mit dem Titel „Da, wo die rote Erde lebt“ erscheint in diesen Tagen in Deutschland im Gisbert-Frech-Verlag. Dass es aus so einem Leben viel zu erzählen gibt, ist klar und wir parken nur kurz den OF-EN um, um vor Domis und Walters Haustür zu campieren.

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Sonntag machen wir mit Walter einen Ausflug nach Süden, Independencia heißt der Ort, indem viele Deutsche leben, davon einige gute Freunde von Walter.

Wir lernen Martin kennen, der uns seine VW-Käfer-Sammlung, mindestens 50 Stück an der Zahl, vorführt. Etliche sind noch Schrott, einige aber auch schon zu neuwertigen Käfern restauriert. Martin war auch Beschleunigungsrennen mit selbst getuneten Käfern gefahren und hat manchen Konkurrenten dabei ziemlich alt aussehen lassen. Außer für VW-Käfer begeistert sich Martin für Rehpinscher von denen wir 10 zählen können. Zwei von ihnen haben gerade Junge, wieviele haben wir nicht gesehen.

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Von Martin fahren wir weiter und besuchen Miquel. Er ist vor mehr als 40 Jahren als Franziskaner Bruder nach Paraguay gekommen. Als Missionar arbeitet er viele Jahre mit den hiesigen Indianern, bis er die Kutte an den Nagel hängt. Wir hätten noch lange zuhören können, aber die Dunkelheit naht und bis Cnl. Oviedo sind es 60 km, die wir in 1 ½ Stunden schaffen. Den Abend nutzen wir um von Walter noch einige Tipps für unsere Tage in Paraguay und Bolivien zu erfragen.

Der erste Tipp ist die Laguna Blanca (S23 48.831 W56 17.803) dazu fahren wir zunächst auf der RN3 190 km nach Norden, um in Santa Rosa nach Osten abzubiegen. Auf einer in keiner Karte verzeichneten Piste fahren wir 31 km zur Rancho Laguna Blanca. Der Abzweig in Santa Rosa liegt dort, wo die Ruta Juana de Lara aus dem Westen auf die RN3 stößt.

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Die einstündige Pistentour lohnt sich, der See schimmert weiß in der Sonne und auch sein feiner Sandstrand ist reinweiß. Hier bleiben wir, lesen Reiseführer, vergleichen mit den Tipps von Walter und planen unsere nächsten vier Wochen detailliert. Wolfram liest einen Vorabzug von Walters Buch und ist begeistert.

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Von der Laguna Blanca zu Walters zweitem Tipp, die Granja El Roble (S23 27.394 W57 16.819) sind es 225 km. Zunächst 30 km zurück auf die RN3, dort nach Norden bis Yby Yau und dann nach Südwesten, Richtung Concepción.

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Der Hof von Peter Gärtner liegt etwa 20 km östlich von Concepción und ist etwas Besonderes. Peter hat sich auf die Fischzucht verlegt, für uns besonders attraktiv ist aber sein kleiner „Privatzoo“. Als erstes bewundern wir die etwa 20 Aquarien in denen einheimische Fische leben. Einige dieser aus unserer Sicht Exoten, kennen wir schon aus Süßwasseraquarien unseres Sohnes.

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Dann gibt es auch noch ein Terrarium mit einer Tarantel. Noch aufregender wird’s aber als Peters Papagei auf unseren Schultern sitzt, ein freilaufender Tapir sich für das Obst im OF-EN interessiert und die 3 m lange blinde Anakonda mit ihrem wöchentlichen Fisch gefüttert wird.

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Nachbarn hatten vor Jahren das Tier gefunden und erschlagen, um von Peter einige Paraguayanische Guaranís für die Haut zu bekommen. Als Peter feststellt, dass Ameisen keine Interesse an der Schlange zeigen, päppelt er sie wieder auf und gibt dem blinden und damit für das Leben in Freiheit unfähige Tier ein Zuhause.

Peters Frau Andresa, eine Paraguayerin ist einer hervorragende Köchin und wir genießen gemeinsam mit den Backpackern Theresa und Dave aus Kanada das Abendessen. Leider wird unsere Unterhaltung durch eine Tropengewitter unterbrochen, das sich direkt über uns entlädt. Regenmassen ergießen sich und bald stehen wir knöcheltief im Wasser. Die beiden Kanadier retten sich in ihre aufgestelzte Cabaña und wir in den OF-EN.

Am nächsten Morgen erzählt Peter, dass seit 2007 nicht mehr so viel Regen gefallen sei. Auch man Vormittag regenet es noch etwas, aber nicht mehr in diesen Mengen. Theresa und Dave besuchen uns im OF-EN und wir tauschen  bei Kaffee und Tee Reisegeschichten aus.

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Spannend ist aber auch das Arbeitsleben der beiden. Wenn sie nicht auf Reisen sind, leben sie von Mai bis November in Churchill, Northern State Kanada. Dave arbeitet dort für die Canadien Parcs. Schon nach kurzem Erzählen verabreden wir uns für Halloween 2015 in Churchill. Wir wollen dort zwei Tage auf Eisbären-Safari gehen. Dave garantiert, dass wir in der ersten Novemberwoche mit 100 % Sicherheit welche aus der Nähe zu sehen bekommen.

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Den restlichen Tag verbringt Iris mit einem Spaziergang ins Dorf, wird eingeladen zu Tereré, lässt sich neueste Paraguayische Musik vorspielen und Lesen. Wolfram nur mit Lesen, ein Spiegel aus der letzen Märzwoche fesselt ihn. Freitag nehmen wir dann wieder Abschied. Peters Preis fürs Camping ist mit 25.000 Guaraní pro Person und Nacht (4.10 €) und 30.000 Guaraní fürs Abendessen äußerst kommod.

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In Concepción machen wir uns zunächst einmal zu Millionären, indem wir 1.5 Mio. Guaraní (PYG) = 245 € abheben, bevor wir einkaufen und tanken. (1 Liter Diesel für 5.700 PYG = 0,93 €).

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Bis in die Mennoniten-Kolonie Fernheim sind es 345 km, wofür wir etwa 8 Stunden brauchen. Im Ort Filadelfia suchen wir nach dem Hotel Florida (S22 21.204 W60 02.028). Dazu befragen wir zwei blonde, blauäugige junge Frauen und bekommen auch prompt Antwort auf deutsch.

Etwa 15.000 Mennoniten haben sich hier im Chaco angesiedelt. Mit Fleiss und Ausdauer ringen sie dem trockenen Boden ab, was sie zum Leben brauchen. Bei unserem Abendspaziergang durch den Ort werden wir immer wieder von europäisch aussehenden Menschen auf deutsch gegrüßt.

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Samstag Vormittag macht Iris eine Erkundungstour durch den Ort. Im Heimatmuseum, beim Einkauf im Supermarkt Cooperativa Mennonita, in der Apotheke und beim Frisörbesuch, überall kommt es zu interessanten Gesprächen mit den Einwohnern. Gleich danach schleppt sie Wolfram in ein Lädchen neben dem Hotel Florida, auf dessen Parkplatz wir campieren.

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In dem Lädchen werden u.a. von Nivaclé Indianern gefertigte Handarbeiten verkauft. Es gehört einem Mennonitenpaar, das uns entsprechen auf deutsch hilfsbereit informiert. Untereinander sprechen sie ein Gemisch aus plattdeutsch, kanadisch und russisch, wie die Chefin auf Iris Nachfrage erläutert. Iris erwirbt zwei AO PO’I Blusen, eigentlich etwas altbacken, aber als Erinnerung an Paraguay ;-).

Der Hausherr hilft Wolfram dabei Miquels Bruder Eugen Amadeus telefonisch zu erreichen um uns zu verabreden. Nach dem Einkauf muss auch Wolfram zum Frisör. Es geht dabei weniger um einen Haarschnitt als die Begegnungen und das Kennenlernen des Alltags der Menschen hier. Der Frisör stammt aus Argentinien und versteht sein Handwerk. Natürlich ist auch hier gerade eine junge Frau vor Ort, die deutsch spricht und von Iris über das hiesige Schulsystem ausgequetscht wird.

Den Nachmittag verbummeln wir mit Lesen. Der Parkplatz auf dem wir campieren dürfen, liegt absolut ruhig hinter dem Hotel und wir können WiFi und den Pool mit zugehörigen Sanitäranlagen nutzen. Allerdings ist es mit 20°C ziemlich kühl und lädt nicht gerade zum Baden ein. So wird ein Kuchen als Gastgeschenk für Amadeus gebacken.

Für den Sonntag Morgen hat uns Amadeo, Miquels älterer Bruder zum Frühstück eingeladen. Auch Amadeo, der dieses Jahr 70 wird, war vor über 40 Jahren als Franziskanerbruder nach Paraguay gekommen. Über 30 Jahre hat er als Missionar mit Indianervölkern gearbeitet. Die Liebe zu seiner Anna hat ihn vor 15 Jahren Abschied von der Brudergemeinschaft nehmen lassen. Heute hilft er den Menschen mit Fußsohlenreflexmassage und arbeitet auch noch für das Erziehungsministerium.

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2004 hatte Amadeo eine besondere Begegnung, als vier Ayoeo-Indios, die bisher keinen Kontakt zur Zivilisation hatten, auf die Gruppe zukam, mit der er unterwegs war. Die Indios suchten Hilfe, da immer mehr „Maschinen, die die Bäume fressen“ und Staudämme ihren Lebensraum zerstören.

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Die Bilder hat uns Eugen Amadeus Benz freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Im Chaco wird großflächig Wald gerodet, um Soja und Mais anzubauen oder Weiden für die Rinderzucht zu gewinnen. Inzwischen sind den Indianern von der Regierung Landflächen zugesprochen worden, die allerdings, schaut man auf die Landkarte, sehr „spärlich“ verteilt sind. Der Chaco bedeckt 60% der Fläche Paraguays, es leben aber nur 2% der Bevölkerung hier, da wäre wahrlich mehr Raum für die Indios übrig. Wer hätte es erwartet: Unter dieser riesigen Fläche werden riesige Ölreserven vermutet!

Am Nachmittag verabschieden wir uns von Anna und Amadeo, wir wollen noch 100 km bis Mariscal Estigarriba fahren. Unterwegs wollen wir bei Fortíne Toledo am Proyecto Taguá Halt machen. Bei diesem Projekt handelt es sicht um die Zucht von Chaco-Pekaris. Diese schweineähnlichen Tiere waren erst 1970 „wiederentdeckt“ worden. Bis dahin waren sie nur durch ihre fossilen Überreste bekannt. Leider finden wir den Abzweig nicht und die Pekaris müssen auf unsere Bekanntschaft verzichten.

In Mariscal Estigarriba ist das Migrationsbüro (S22 02.253 W60 35.413), in dem wir die Ausreisestempel aus Paraguay bekommen. Die Grenze selbst liegt noch 230 km weiter westlich. Praktisch veranlagt wie wir sind, fragen wir ob wir auf dem Gelände der Behörde übernachten können. Wir bedanken uns bei den freundlichen Beamten mit zwei eisgekühlten Bier für die Erlaubnis.

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Nachdem wir am nächsten Morgen ausgestempelt haben, tanken wir an der benachbarten Tankstelle noch Diesel und Wasser auf. Leider ist der angebotene Kurs um unsere restlichen Guaranís in Bolivianos zu tauschen so schlecht, dass wir ohne das passende Geld nach Bolivien aufbrechen.

Mit dem deutsch sprechenden Tankwart klären wir noch die vor uns liegende Strecke ab. Da es trocken ist, geben wir der Picada 500, die südlich der Hauptstrecke RN9 verläuft, den Vorzug. Die RN9 ist zwar asphaltiert, aber Schlagloch übersät. Dann doch lieber Piste.

Wir begegnen kaum einem Auto und brauchen für die 220 km bis Cañada Oruro etwa 6 Stunden, weil...

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