01. - 05. Januar 2017 (km 210.150) USA Süd
Venice - Fort Myers - Napels
Den ersten Januar verbringen wir mit Rückbesinnung und Pläne schmieden. Vom Lake Grassy bis nach Venice an der Golfküste sind es nur 140 km. Joschka fährt schon mal los, weil er unterwegs im Kingsway Country Club für 12.30 eine Tee Time gebucht hat. Wir lassen uns Zeit, packen und verabschieden uns von dem großzügigen, hilfsbereiten Andy, der uns noch erklärt welche Ziele wir in Indien unbedingt anfahren müssen, wenn wir dorthin kommen.
Wir buchen für uns und den OF-EN im Oscar Scherer SP nördlich von Venice einen Platz und treffen Joschka im Island Breeze Inn, wo er für zwei Nächte ein Zimmer hat. Vorher können wir noch den Strand von Venice und zwei Restaurants ansehen. Allerdings wird es bei Joschka so spät,dass wir „nur“ im benachbarten Darrell’s Diner Hamburger essen.Das ist eine Kultkneipe in Venice und das Darrell's Bier vom Fass, Gumbo und Hamburger sind einfach klasse!
Weil es spät ist und das Bier gut, schlafen wir auf dem Parkplatz vor dem Island Breeze. Aber gleich am Morgen fahren wir in den Oscar Scherer SP, wo wir ein leckeres Camper Frühstück für uns drei bereiten. Der Calusa Lakes Golfclub liegt nur 8 km östlich vom State Park und wir bekommen um 13 Uhr eine Tee Time.
Für uns ist es der erste Golfplatz im neuen Jahr und der anspruchsvollste, den wir in unserem jungen Golferleben gespielt haben. Es ist fast dunkel als wir das 18. Loch beenden, aber wir sind glücklich. Mehr gute, als frustrierende Schläge. Das muss belohnt werden in Sarasota im Red Lobster.
Nach einer weiteren Nacht im Island Breeze, fahren wir auf dem Tamiami Trail weiter nach Süden. Diese Straße führt von Tampa nach Miami, daher der Name. In Fort Myers checkt Joschka ins Days Inn ein, bevor wir weiter Richtung Süden nach Nord Napels fahren. Golf ist Joschkas Leidenschaft und er will im PGA Store einen Driver erwerben. Es wird gefachsimpelt und probiert und nach 2 ½ Stunden im Fachgeschäft wird gekauft. Der 28-jähige strahlt über das ganze Gesicht.
Wir übernachten wieder am Motel Parkplatz und verabschieden uns am Morgen von Jo, der heute noch an seiner Projektarbeit feilen muss. Wir tuckern gemütlich weiter nach Süden, durch Napels bis zum Colier Seminole SP, wo wir planen zwei Nächte zu bleiben, bevor wir in den Everglades NP einfahren. Es bleibt noch ein Woche mit unserem Zweitgeborenen, Tage in der Natur und wahrscheinlich auch nochmal auf einem Golfplatz.
06. - 17. Januar 2017 (km 210.573)
Everglades City - Key West - Pennecamp Coral Reef SP - Miami
Das mit dem gemeinsamen Golfspielen wird dann wohl doch nichts mehr. Als Jo wieder zu uns stößt, erzählt er, dass seit 1. Januar Hochsaison auf den Golfplätzen Floridas herrscht, die Preise wurden stark erhöht. Das Greenfee der meisten Plätze liegt jetzt zwischen 65,-- und 95,-- USD. Da verzichten die Eltern lieber und bewandern die Umgebung des State Parks.
Die Eichhörnchen sind hier eher Eichhörner von der Größe eines Kaninchens. Und auch der Waschbär, der immer wieder durch unser Camp zieht ist ein stattliches Exemplar, auch wenn der sich leider nicht auf ein Foto bannen lässt. Wir beschließen den Abend mit einem zünftigen BBQ und anschließendem prasselnden Lagerfeuer.
Samstag ist es dann regnerisch und als wir in Everglades City bei Captain Jack eine Airboat Tour buchen wollen, überlegen wir ein zweites mal. 40 USD / Person für 1 ½ Stunden Regentour lässt uns weiter nach Osten ziehen.
Vielleicht wird das Wetter ja besser? Wird’s aber nicht! Für Joschka haben wir in Florida City im Knight’s Inn ein Zimmer gebucht, wir übernachten auf dem Home Depot Parkplatz nebenan recht ruhig.
Sonntag geht’s dann auf die Florida Keys. Die Inselkette von Key Largo bis Key West ist mit endlosen Brücken verbunden, die Gesamtstrecke fast 170 km. Wir können uns nicht satt sehen am türkisgrünen Atlantik auf der einen Seite und dem Golf von Mexiko auf der anderen Seite.
Neben der Seven Mile Bridge läuft noch die alte Brücke und dient teilweise Anglern oder Anrainern. Manche Grundstücke kann man wohl nur per Boot erreichen. Der Verkehr fließt zügig und schon am frühen Nachmittag checken wir auf dem chilligen Leo’s Campground ein.
Es bleibt Zeit für einen ausführlichen Nachmittagsbummel durch Key Wests Altstadt. Natürlich tummeln sich hier reichlich Touristen, aber die Massen verteilen sich ganz gut und das Städtchen macht richtig Eindruck.
Zum Dinner holen wir uns Hamburger bei den „Five Guys“, Joschkas Empfehlung, die wir nur weitergeben können. Es gibt nicht tausend Kombinationen, sondern einfach nur saftige frisch zubereitete Hamburger mit allen möglichen Zutaten. Nicht zu vergessen die Pommes, erste Klasse!
Montag fahren wir dann schon mal voraus, während Joschka 18 Loch des Key West City Golf Course spielt. Leider nicht mit Blick auf den Golf von Mexiko, aber trotzdem mit reichlich Wasser ;-)
Wir beziehen eine Campsite auf dem John Pennecamp Coral Reef SP. Jo übernachtet zum hier bei uns im OF-EN. Am Morgen müssen wir beobachten wie drei ganz mutige Eichhörnchen uns zwei Äpfel und eine Avocado stibitzen. Eigentlich hat nur eines geklaut, die beiden anderen genießen direkt vor unseren Augen aus dem Obstkorb. Don’t feed Wildlife! Jaaaa, aber mal ausnahmsweise.
Eigentlich sollte man hier schnorcheln, tauchen oder mit einem Glasbottomboat die bunte Unterwasserwelt der Floriada Keys beobachten. Wir haben wieder mal Pech mit dem Wetter, zuviel Wellen, nix geht. So begnügen wir uns mit einem 30.000 Galonen Salzwasser Aquarium im Visitor Center und einem Spaziergang durch den Park.
Der Florida City Campground, auf dem wir den Mittwoch verbringen, ist für die Region mit 35 USD zwar recht günstig, aber eine Empfehlung ist er nicht wert. Zu viele Dauercamper zweifelhaften Charakters. Und dann parkt auch noch ein 5th Wheeler keine 3 m neben uns ein und (!) fährt noch sein Wohnzimmer seitlich aus. Zum Glück können wir hinten die Klappe öffnen und so die seitlichen Nachbarn einfach ignorieren :-)
Donnerstagvormittag spielt Joschka seine letzten 9 Loch Golf auf dem Miccosukee Platz in Miami. Um 17 Uhr geben wir bei Sixt Jos Mietwagen zurück und fahren zusammen zum Runway Inn, wo wir für die letzte Nach für unseren Bub ein Zimmer gebucht haben. Perfektes Motel für An- und Abflug am Airport Miami.
Bis zum Abflug um 13.35 Uhr am Freitag ist noch reichlich Zeit. Wir nutzen sie um in einem Apple Store in der Dadeland Mall für Wolfram ein neues iPad mini zu erstehen. Sein iPad ist jetzt über 5 Jahre alt und hat uns bis heute(fast) immer gute Dienste erwiesen. Zweimal hat es uns in den letzten Monaten allerdings im Stich gelassen, zumindest waren wir kurzfristig ohne Navigation. Das kann ganz schön nervig sein inmitten einer Großstadt. Jetzt ist wieder alles gut :-))
11.30 Uhr sind wir dann am Flughafen und Jo wird standesgemäß mit einem Golfkart vom Parkplatzaufseher zur Abflughalle gebracht. Der Abschied gelingt ohne Tränen, obwohl wir eine tolle Zeit zusammen hatten und wissen, wie selten wir noch so konzentriert unsere Buben erleben werden.
Übernachtet wird wieder am Home Depot in Florida City, weil wir zwei am Sonntag nochmals in die Everglades wollen. Am Ernest F. Coe Visitor Center erkundigen wir uns zu den Campgrounds und Highlights im Everglades NP.
Von dort fahren wir etwa 60 km zunächst nach Westen, dann nach Süden auf einer der wenigen Straßen im Nationalpark. Wir fahren zu den angebotenen Aussichtspunkten, die auf ihren kurzen Trails einen guten Eindruck von der Verschiedenartigkeit der Everglades bieten.
Strohgelbe Flächen, die wie eine weite Prärie aussehen, aber Sumpfland sind. Mangrovenwälder, deren Wurzeln zurzeit freiliegen, weil der Winter die Trockenzeit ist. Am Ende der Strecke liegt der kleine Ort Flamingo. Flamingos gibt es hier kaum noch, erklärt der Ranger, die wurden zum Verzehr gejagt. Wenn wir welche sehen, sollten wir dies unbedingt hier melden.
Eigentlich wollen wir hier in Flamingo auf dem Campground übernachten. Der ist riesig aber auch ziemlich ungepflegt und es gibt reichlich Moskitos, die schon jetzt in den frühen Nachmittagsstunden über uns herfallen.
Wir leiten die Flucht ein.
Am Parkeingang haben wir den Long Pine Key Campground gesehen, der ist viel gepflegter und
als wir dort 16.30 Uhr einchecken hat es auch keine Mossis. Bei loderndem Lagerfeuer klingt ein herrlicher Tag aus.
Am Sonntagvormittag geht‘s auf der US41 nach Westen, wo wir vor einer Woche in die andere Richtung gefahren waren. Am Shark Valley wollen wir nochmal in den National Park. Aber schon am Eingang ist es total überlaufen. Die Parkplätze sind randvoll und den Loop in dem Park kann man nur in überfüllten Trambahnen machen. Nix für uns!
Wir fahren weiter zum Collier Seminole SP, wo wir einen der beiden letzten Plätze ergattern und schon bald Besuch von Andreas bekommen. Er ist mit Frau Martina und Söhnchen Paul auf einer Rundreise durch Florida. Da er aus Dietzenbach stammt, muss er am OF-EN hallo sagen. Es wird ein ausgesprochen unterhaltsamer Abend mit Geschichten aus der Heimat und von Stationen in Florida. Andreas weiß, dass am 19. Januar eine Rakete in Cape Canaveral gestartet wird, und schon wird die Route der kommenden Woche neu geplant.
Wir haben gut drei Tage für die 400 km bis zum Weltraumbahnhof. Montagmorgen verabschieden wir uns von dem sympathischen Trio und machen uns auf den Weg Richtung Norden. 160 km sind heute geplant, allerdings haben wir die schon gegen 13 Uhr geschafft. Einkaufen und Lunchpause in Clewiston am Südufer des Lake Okeechobee und es weiter geht's zu Middleton’s Fish Camp.
Weil wir die morgige Etappe damit auch schon gefahren sind checken wir für zwei Nächte ein und können so die wunderschöne Natur am Blue Cypress Lake erleben.
Zuerst ist es nur ein Reiher, der unsere Aufmerksamkeit neben den unzähligen springenden Fischen einfängt. Dann entdecken wir in weniger als 20 m „unseren Hausalligator“, Schmetterlinge, Schildkröten und alles mögliche mittelgroße Federvieh.
So gefällt uns das Reiseleben ganz besonders. Wer so verwöhnt wird, sollte seine Pflichten nicht vergessen. Die Heimat soll erfahren, was uns begeistert.
18. - 25. Januar 2017 (km 212.000)
Cape Canaveral - Seashore NP - Mosquito Bay - Alexander Spring
Schon früh vor Sonnenaufgang reihen sich die Angler an dem kleinen Zufluss zum Blue Cypress Lake, an dem wir stehen. Es sieht aus wie bei einem Angelwettbewerb. Es sind größtenteils Indianer und wie wir beobachten recht erfolgreich. Gegen 8 Uhr sind die meisten schon wieder gegangen. Angler sind ein stilles Völkchen und wir fühlen uns beim Frühstück überhaupt nicht gestört.
Trotzdem brechen wir auf, wir haben ja den Raketenstart von Cape Canaveral morgen Abend im Sinn. Das Ziel heute ist der Manatee Hammock Cpgrd von Titusville, direkt am Eingang zu Merrit Island und dem Kennedy Space Center. Kurz nachdem wir uns installiert haben, d.h. unseren Stromanschluss verbunden, riecht es nach schmorendem Plastik. Auf der Suche nach dem Ursprung, landen wir an einer Kabelverbindung kurz vor und am Stecker zur Elektroversorgungseinheit. Sch..., Mist, die wurde doch erst repariert.
Es sind die Ladestromkabel zur Versorgungsbatterie die kokeln. Ursache unbekannt, Vermutung: Schlechte Verbindungen. Leider lassen sich die verkohlten Stellen an dem 12-poligen Stecker nicht reparieren. Also Batterieladung über diesen Stecker können wir vergessen. Glücklicherweise funktionieren die Verbraucherausgänge (12V-Dosen), Wasserpumpen- und Kühlschrankversorgung noch.
Wir brauchen also ein Ladegerät für die AGM-Batterie. Aber heute nicht mehr, bis übermorgen muss der Batteriestrom noch reichen. Entspannung kehrt heute nicht mehr ein. Es muss ja alles überlegt werden, wie geht’s weiter ohne Stromversorgung? Den verschmorten 12-poligen Stecker werden wir hier in den USA wohl kaum ersetzen können. Hat die EVS-Einheit was abbekommen. Ist die vermutete Ursache die tatsächliche? Ist die geplante Lösung, Ladegerät kaufen, die richtige? Was haben wir für Alternativen? Über all die Fragen muss man(n) erst mal schlafen.
Leider können wir die kommende Nacht nicht hier auf dem Campingplatz verbringen, der ist wegen des Raketenstarts total ausgebucht. Als wir am Morgen zusammenpacken laufen unsere Nachbarn zusammen um den OF-EN zu besichtigen und zu erfahren wie wir damit hierher gefahren (!) sind. Dieses Mal erzählt Wolfram unsere Reisegeschichte, wir führen durch den OF-EN und lassen uns bestaunen. Zu dem Elektroproblem hat niemand eine hilfreiche Idee.
Naja, jetzt fahren wir erst mal ins Kennedy Space Center, das bringt Ablenkung. Für umgerechnet 94 EUR dürfen wir zwei Senioren (+55) den Besucherkomplex durchwandern. Das Beste: normalerweise schließt der Park um 19 Uhr, heute bleibt er bis zum Raketenstart geöffnet. Dazu gibt es Besuchertribünen und der Start wird kommentiert.
Zur Orientierung machen wir die angebotene Bustour, die uns zunächst zu den Abschussrampen 39A und 39 B führt. Von hier ist Apollo 11 mit der Saturn V Rakete 1969 zum Mond gestartet. Wir kommen vorbei am Kommando Zentrum der NASA und dem VAB Vehicle Assembly Bulding in dem die Raketen mit ihren Raumfähren zusammengebaut werden.
Es ist das Wahrzeichen des Kennedy Space Centers. Mit einem Rauminhalt von 3.664.883 m3 zählt das VAB zu den größten Hallenbauten der Erde und besitzt mit 139 m die höchsten Tore der Welt. Von hier werden die Raumfähren mit den riesigen Raupenfahrzeugen zu den Abschussrampen transportiert. Nach 1 ½ Stunden kehren wir zurück zum Visitor Komplex, wo es noch etliches zu besichtigen und erfahren gibt.
Die Zeit verfliegt, im nu ist es 17 Uhr und wir wollen uns einen guten Platz auf der Besuchertribüne sichern. Die Uhr vor dem Countdown zeigt noch 4:00, das heißt sie ist noch nicht gestellt. Der Start ist für 19.46 Uhr vorgesehen. Die Tribünen sind noch recht leer, sodass Wolfram zwei Plätze in den besten Rängen sichern kann. Iris streift noch durch die verschiedenen Pavillons, Imax, Journey to Mars, Heroes and Legends, Lunch with an Astronaut. Hier wird einiges geboten.
Um 18 Uhr startet der Countdown und die Tribünen füllen sich. Der Raketengarten mit Saturn 1B, Gemini und kleineren Exemplaren wird zum gefragten Fotomotiv beim Sonnenuntergang. Wir befinden uns ca. 8 km von der Abschussrampe entfernt. Mindestabstand für Menschen ist 3 Meilen (4,8 km). Für 42 USD hätten wir auf einer Tribüne näher zum Abschuss sitzen können. Wir fühlen uns hier ganz gut aufgehoben. Auch die Erklärungen der beiden NASA Mitarbeiter und eines NASA Ingenieurs sind erschöpfend.
Heute wird ein Überwachungssatellit von einer Atlas V Rakete auf seine Umlaufbahn gebracht. Dazu steht ein Zeitfenster von 40 Minuten zur Verfügung. Der Start erfolgt in Richtung Osten über den offenen Atlantik. Innerhalb der Startschneise dürfen sich während der Startphase keine Flugzeuge oder Schiffe befinden. Der Countdown zählt runter auf 3 Minuten 26 Sekunden, alles wartet mit gezückter Kamera auf den Feuerball am Himmel, aber die Uhr stoppt.
Wir konnten bis jetzt die Abschlussfreigabe der einzelnen Kontrolleinheiten der NASA Ingenieure über Lautsprecher verfolgen. Alle waren auf „GO“, „Roger“, „OK“ und jetzt wird der Startvorgang angehalten. Ein Flugzeug befindet sich in der geplanten Flugbahn. Fieberhaft wird im Kontrollzentrum diskutiert, die Uhr auf 4 Minuten bis zum Abschuss zurückgestellt. Um 20.28 Uhr, zwei Minuten nach der Zeit des offiziellen Abschuss-Fensters beginnt der Countdown neu.
Erleichterung, aber nicht lange. Eine Minute später wird der Start erneut abgebrochen und auf morgen verschoben. Die Amis verstehen was von Dramaturgie. Wir sind nur ein bisschen enttäuscht, der ganze Tag im Space Center war absolut spannend und die Startvorbereitungen mitzuerleben ein ganz besonderes Ereignis. Der nächste „Walmart-Campground“ liegt in 19 km Entfernung, hier haben wir eine ereignislose Nacht.
Freitag früh fahren wir dann etwa 10 km weiter nach Norden zu einem RV-Repair in Tittusvile. Die Jungs dort sind begeistert von unserem OF-EN und überzeugt davon, dass wir den benötigten 12 poligen Stecker für die Elektroversorgung in den USA nicht bekommen werden. Ein Ladegerät für die Versorgungsbatterie bekommen wir mit Sicherheit bei West-Marine etwa 64 km südlich, in Melbourne. So machen wir uns auf den Weg dorthin. Inzwischen ist die Batterie auf unter 25% Kapazität, bald wird der Kühlschrank abschalten und auch die Wasserpumpe wird nicht mehr funktionieren.
Bei West-Marine finden wir für 111 USD was wir brauchen, wir hatten mit mehr gerechnet. Jetzt brauchen wir nur noch einen Platz mit Elektroversorgung um uns von einer Sorge zu erlösen. Wir versuchen‘s noch mal beim Manatee Campground, aber der ist heute auch ausgebucht. Es ist Freitag und das Wochenende beginnt. Am Northgate Travel Park Campground können wir uns für 45 USD zwischen zwei etwa 45 fuß (13,5 m) langen „Bussen“ reinzwängen. Gleich nebenan spielen einige weit über 70 jährige auf ihre Rollatoren gestützt so etwas wie Boccia. Vielleicht ist es auch Seniorenkugelstoßen. (…wer im Glashaus sitzt…) Nix wie weg.
In etwa 50 km Entfernung hatten uns Margot und Tom, die wir kurz vor Weihnachten getroffen hatten eine Stellmöglichkeit empfohlen. Bei New Smyrna Beach fahren wir über eine Brücke auf die Battle Island. Toms Positionsangabe ist genau und wir fahren auf ein Privatgrundstück, auf dem einige leere Picknickplätze, Häuser und Camping Stellplätze zu erkennen sind. Erst ganz am Ende des Feldweges treffen wir auf Menschen, der erste ist Tom.
Er ist ganz in der Nähe zuhause und besucht gerade Cindy, die er gleich vorstellt. Cindy hat das 600 ha große Grundstück von ihrem Vater übernommen, den wir auch gleich begrüßen dürfen. David wird nächsten Monat 89, ist aber super fit. Er hilft einen schönen Platz auf dem wunderschönen Naturgelände zu finden und Wolfram installiert sofort das neue Ladegerät. Leider fehlt jetzt ein US -> Europa Stecker-Adapter, aber Cindy kann mit einem passenden Verlängerungskabel aushelfen. Unser Ladeproblem scheint vorerst behoben. Darauf ein Gläschen Rotwein, Ruhe kehrt ein.
Pünktlich um 19.40 Uhr stehen wir an Cindys Strand und schauen nach Süden. Wir sind etwa 70 km von Cape Canaveral, aber David erklärt, wenn dort größere Raketen abgeschossen werden, bebt hier die Erde und die Raketen sind gut zu sehen. Auch heute wird in der Ferne, diesmal pünktlich um 19.42 Uhr der Horizont glutrot und ein Feuerball steigt in den schwarzen Himmel. Jetzt haben wir den Raketenstart doch noch gesehen :-)
Nach 18 Stunden Ladezeit zeigt das Ladegerät Erhaltungsladung an, die Batterie ist zu 100 % geladen. Das sollte also funktionieren. Um aber auch zukünftig autark zu sein, brauchen wir noch ein US-Verlängerungskabel und einen Stecker Adapter. Cindy empfiehlt den Hardware Store im Ort. Das ist dann aber auch wirklich eine Empfehlung. Hier gibt’s einfach alles, was das Handwerker- oder Gärtnerherz erfreut. Ein richtiger Tante Emma Laden. Die Eigentümerin ist über 70 Jahre alt und spricht mit einem ganz leichten Akzent, der Iris ermutigt sie in Deutsch anzusprechen.
Tatsächlich Heidi stammt ursprünglich aus der Schweiz und ihr vor 6 Jahren verstorbener Mann aus Tauberbischofsheim. Wir kommen ins Erzählen und freuen uns über den kleinen Laden, der alles anbietet, was wir gesucht haben. Entspannt können wir nun den Canaveral Seashore NP besuchen.
Auf der Straße durch den Park gibt es immer wieder kleine Trails zu interessanten Aussichts- und Besichtigungspunkten. Wir sind bis gegen Abend wohl unterhalten. Der Zwischenstopp am Eldora Haus weckt wieder mal Träume. So könnten wir doch auch leben. Aber vielleicht nur im Winter. Die Lagune hier heißt Mosquito Lagoon und die hier lebenden Indianer haben die Gegend im Sommer immer verlassen. Warum eigentlich?
Als wir zurück bei Cindy sind werden wir schon sehnsüchtig erwartet. Sie bittet uns an der Potluck-Party teilzunehmen. Iris zaubert schnell einen Krautsalat und hat noch Countrystyle Cornbread, das sie heute Morgen gebacken hat. Wolfram wappnet sich mit einer Flasche Rotwein und fünf Bratwürsten. So startet ein recht unterhaltsamer Abend am Wasser. Jedes der anwesenden Paare, weiß uns Tipps für weitere Stationen in Florida zu geben. Das brauchen wir. Wir wollen ja noch mindestens 4 Wochen hier in Florida die Wärme genießen.
Allerdings ist für Sonntag ein Unwetter angesagt. Der Tag beginnt erst noch recht sonnig, vielleicht etwas windig. Iris macht ihren Morgenspaziergang mit Freida, Cindys 86-jähriger Tante, die ganzjährig auf dem Grundstück lebt. Am Nachmittag gibt’s dann Angelunterricht bei Tom. Die Lagune hier wimmelt von Fischen und Scampis. Jene dienen als Lebendköder und schmecken den Fischen. Tom kennt sie alle bei Namen und sie landen wieder im Wasser.
Iris ist die erste, die einen an Land zieht, dafür ist Wolframs erster größer :-)) Der Wettkampf ist eröffnet und zieht sich über zwei Stunden bis wir alle Hunger verspüren. Da wir das Töten noch nicht gelernt haben, zieht es uns zum Sea Shack Seafood Restaurant. Pudel Maggie muss zu Hause bleiben, so lernen wir auch noch Margot und Toms wunderschönes Haus kennen mit der Screech Owl (Quietsch Eule) im Vorgarten.
Auch Freida ist mit von der Partie und bei Sea Shack gibt’s unsere Lieblingssuppe Clam Chowder und als Hauptgericht Seafood Taccos. Alles ist soooo lecker und heute am Sonntag zum halben Preis. Zurück am Grundstück kreischt unser Telefon mit einer Thunderstorm Warnung für 20 Uhr. Auch in der FAZ lesen wir von heftigen Stürmen in Florida. Da wird’s einem schon mulmig. Der Wind ist schon sehr heftig. Wir erinnern uns an Patagonien. 19.30 Uhr tobt dann ein Gewitter ganz nah, der Regen prasselt jetzt auch ziemlich heftig. Kurz nach 20 Uhr beruhigt sich alles wieder. Aufatmen!
Montagmorgen müssen wir uns von den neuen Freunden verabschieden. Iris macht noch einen Spaziergang mit ihrem Walkingbuddy Freida, Cindy kommt mit dem Mops ihrer Freundin vorbei. Wir wollen uns alle wiedersehen.
Von New Smyrna Beach geht es nach Westen. In Deland füllen wir die Gasflasche wiedermal, bevor wir nach 10 km in den Blue Spring SP einfahren. Mit dem Gewitter gestern Abend ist die Temperatur etwa 10°C abgestürzt. Der Himmel ist klar und wunderbar blau, zum Grillen ist es nicht so angenehm. Aber die Gasflasche ist ja wieder voll, so zaubert Iris ein leckeres Essen im OF-EN. Ja, essen ist unser beider Leidenschaft :-)
Der Morgenspaziergang entlang der blauen Quelle ist erfrischend, aber schon einige Touristen haben ihren Weg hierhin gefunden. Es sind wieder mal die Manatees, die Seekühe, die sie anziehen. Wir haben sie nicht gezählt, aber es sind einige der riesigen Säuger, die hier zuhause sind.
Vom Blue Spring SP fahren wir zunächst zur Old Spanish Sugar Mill, keine 30 km entfernt. Der Besuch fällt nur kurz aus. Das für seine Pancakes berühmte Restaurant, die alte Zuckermühle, ist ziemlich überlaufen, so begnügen wir uns mit dem ganz interessanten Visitor Center und ziehen weiter zu unserem eigentlichen Ziel, dem Alexander Spring SP.
Es ist noch früh am Nachmittag, so zieht Iris los den Trail am Fluss zu erkunden und zum Sonnenuntergang noch eine kleine Paddeltour durch die gelben Wasserlilien zu unternehmen. Wolfram fesselt sein Buch. Heute ist es wieder warm und als iris klitschnass zum OF-EN zurückkehrt ist der Grill schon angeschürt.
Am Abend besuchen uns Kris und Jack aus South Carolina. Sie haben vor drei Jahren ihr Haus den Kindern übergeben und sind seither mit dem Camper in den USA und Canada unterwegs. Wahrscheinlich treffen wir die beiden im Juli in Labrador oder Neufundland wieder. Adressen werden ausgetauscht und das Wiedersehen versprochen.
Als wir am Morgen von unserem Spaziergang an der Alexander Quelle zurückkommen treffen wir nochmal auf Jack, der gerade sein Kajak zu Wasser lässt. Wir besichtigen mit Kris deren Van, für amerikanische Verhältnisse ein ausgesprochen vernünftiges und hell eingerichtetes Gefährt.
Bis zu unserer nächsten Station, dem Lake Dorr sind es nur noch 12 km. Hier checken wir gegen 13 Uhr ein und haben so bis zur nächsten Grillsession genug Zeit die vielen Erlebnisse der letzten Tage niederzuschreiben.
26.01. - 05. Februar 2017 (km 212.565)
Lake Louisa - Lake Kissimee - Coleman Landing - Withlacoochee River
Donnerstag liegt unser Ziel wieder südlich. Bis zum Lake Louisa sind es nur 75 km. Leider bekommen wir dort eine Abfuhr, der State Park ist voll. Dank Iris Charme dürfen wir aber zwei Stunden auf einem Zeltplatz mit Stromanschluss stehen um unsere Batterie ein bisschen aufzuladen.
Die Notlösung bleibt wieder mal Walmart, 13 km nördlich von hier. Dort allerdings ist das Overnightparking verboten. Wenn wir schon mal hier sind, die Walmart- Brathhähne sind immer spitze, geben wir unseren Nerven und Mägen Nahrung.
So entspannt geht’s zurück zum Lake Louisa SP und dort erhalten wir dieses Mal die Erlaubnis auf einem Overflow Parkplatz zu übernachten. Das tollste daran ist, dass der Platz schöner ist als jede Campsite im Park. Wir stehen für uns alleine, keine 100 m vom Lake Louisa, traumhaft!
Als wir Freitagmorgen zum Dumpen auf den Campingplatz fahren, winken uns zwei Camper und beim Näherkommen erkennen wir das D-Kennzeichen. Doris und Erich sind mit VW-Bus und Wohnwagen seit August in Nordamerika unterwegs. Erich ist 60 und hat seine Metzgerei verkauft, Doris unterrichtet an einer Walldorfschule und hat sich ein halbes Jahr Auszeit genommen. Fast zwei Stunden quatschen wir und es hätte noch länger gehen können mit diesen netten Zeitgenossen.
Wolfram will aber noch einen Platz für heute Nacht im Lake Kissimee SP ergattern, es ist Freitag und Hochsaison. Wir sind in der Nähe von Orlando, das wird schwer werden. Also verabschieden wir uns und vertrösten uns auf weitere Geschichten am Lagerfeuer in Deutschland.
Es kommt wie befürchtet, der Campingplatz in Kissimee SP ist voll. Overflowplätze gibt es keine, wir müssen weiter. Am Parkeingang liegt gleich die Camper und Mobilhome Gemeinde Camp Mack und wir kommen für 45 USD pro Nacht unter. In der Nacht regnet es, die Temperaturen sinken auf 10°C. Das hatten wir in Florida schon wiederholt. Bis Mittag sind es bestimmt wieder 20°C und mehr.
Mit vollgeladener Batterie und Wassertank wollen wir übers Wochenende in Middleton’s Fishcamp. Hier waren wir vor zwei Wochen schon mal. Aber heute will man uns nicht haben. Innerhalb von 30 Tagen, darf man hier nur einmal campen. Die Eigentümerin bleibt konsequent, sie verhindert damit Dauercamper, jeder soll in dieses Fischerparadies dürfen.
Etwa 60 km zurück liegt ein anderes Fischercamp, im Süden des Lake Kissimee, Coleman Landing. Hier gibt es noch reichlich Platz am Rand eines Zauberwaldes. Heute ist es nicht viel wärmer geworden. Wir ziehen uns in den geheizten OF-EN zurück hinter die Bücher, auch ganz nett ;-)
Auch der Sonntag beginnt wolkig und wir fahren etwa 100 km weiter zum Kissimee Prairie Preserve. Ein echtes Naturparadies in der trockenen Florida Prärie. Iris macht ihren Erkundungsausflug, ist aber trotz goldener Abendsonne auch bald wieder zurück im Warmen. Lächerlich, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland zur Zeit Minusgrade hat.
Montag führt unser Weg weiter nach Westen, nach Sebring. Wir wollen wieder mal Golf spielen. Selbst heute wird es schwierig im Highlands Hammock SP einen Platz zu bekommen, klappt leider nur für eine Nacht. Morgen müssen wir nach dem Golfspielen sehen wo wir unterkommen.
Glücklicherweise finden wir über freecamper.net keine 20 km vom Golfplatz einen vom Water Management verwalteten Natur-Stellplatz. Ist ein bisschen kompliziert über deren Website den Hickory Hammock Platz zu buchen. Wir schaffen‘s ;-) und erhalten mit dem Bestätigungslink auch den Code um das Schloss am Eingangstor zu öffnen.
Entsprechend entspannt spielen wir am Dienstag unsere Golfrunde auf dem Cougar Course des Spring Lake Golfcourse. Das erste Mal in diesem Jahr. Die Pause hat gutgetan, wir spielen beide locker und kommen gut voran. Vielleicht hat aber auch unser Personal Trainer Joschka gute Arbeit geleistet. Um 15.30 haben wir zufrieden die Runde beendet, das muss belohnt werden. In Lorida bei Gator Shack gibt’s standesgemäß Hamburger und wir haben gut gewählt.
Auf der riesigen Freifläche des Reitercamps Hickory Hammock gibt es lediglich zwei Camper und den Host. Im Stall steht ein Pferd, wir finden ein wunderschönes Plätzchen in der Abendsonne. Mittwochmorgen kommt Camper Nachbar Jim mit seinem Hund Bo vorbei. Zur Begrüßung bringt er zwei Pampelmusen, die er auf dem Weg zum Fluss gepflückt hat.
Auch wir machen uns dorthin auf und wieder geht es durch einen Zauberwald. Vorwiegend Eichen, mit Spanish Gras wie Lametta geschmückt, Farne und Palmen bilden den Wald. Und ganz plötzlich tauchen Grapefruit-, Zitronen- und Orangenbäume auf. Eva Iris verführt Adam Wolfram mit einer Apfel-Sine, saftig, süß, beinahe paradiesisch. Jim hatte von 2 ½ Meilen gesprochen, wir sind schon 1 ½ Stunden unterwegs und müssen noch zurück. Gut, dass der Weg an Bäumen markiert ist, wir hätten uns verlaufen. Zurück am Auto ist es warm genug um die geräumige Freiluftdusche zu nutzen. Paradiesisch, sagten wir ja schon.
Am Nachmittag kommt Jim nochmal vorbei und gibt Tipps für unseren weitern Weg durch die USA. Ein ganz lieber Kerl. Er will sich erst wieder niederlassen, wenn eine von drei Situationen eintritt: schöner Platz zum leben, eine Frau oder ein neuer Job. Obwohl er soviel jünger ist als wir, liegen wir garnicht so weit voneinander in unseren Träumen. Frau und Job sind nicht die Gemeinsamkeit ;-) Wir entscheiden noch eine Nacht zu bleiben und packen den Grill aus.
Donnerstag verabschieden wir uns von Jim-Bo und dem Hammock Equestrian Campground. Nach diesen ruhigen Tagen dürfen‘s auch mal wieder 200 Straßenkilometer sein. Am Nachmittag landen wir auf dem Hillsborough SP. Unser Platz liegt direkt am Fluss und hier im Wald gefällt es uns mal wieder ausgesprochen gut.
Die Plätze haben genug Abstand zum Nachbarn und diese sind wirklich angenehme Menschen. Während des Abendspaziergangs mit ihren Hunden machen sie bei uns Halt und halten ausführliche Schwätzchen. Wo kommt ihr her, was ist das für ein Auto, was kostet die Überfahrt und und und.
Am nächsten Morgen lassen wir es ruhig angehen und verlassen erst gegen 13 Uhr den SP. Wir haben ganz in der Nähe wieder ein Reitercamp gefunden, wo wir die kommende Nacht bleiben wollen. Um morgen auf dem benachbarten Golfplatz eine Runde zu spielen. Leider funktioniert die Buchungsbestätigung nicht so schnell wie beim letzten Mal. Da das Gatter zum Platz auch nicht verschlossen ist, fahren wir einfach ein und machen es uns schon mal gemütlich.
Auch hier haben wir nur zwei weitläufige Nachbarn. Iris ist nicht lange unterwegs, als sie ein Anruf erreicht. Der Platz sei komplett ausgebucht und wie seien wir überhaupt dorthin gekommen?! Alles diskutieren hilft nicht, die Dame am anderen Ende wird abweisend, als wolle sie Amerika wieder groß machen.
Wir ziehen weiter. Leider ist es so, dass die freecamper.net Plätze in der Umgebung alle von dieser Dame verwaltet werden und wir nun keinen Zugang mehr bekommen. Der Hillsborough River SP, auf dem wir vergangene Nacht standen ist inzwischen auch ausgebucht. Manchmal ist der Wurm drin und dann hilft – WalMart.
In Plant City stehen auf dessen Parkplatz zwar Schilder „No Overnight Parking“, aber Iris bekommt vom Customer Service die Zusage stehen bleiben zu dürfen. Samstagmorgen sind wir schon um 10 Uhr am Edward Medard County Park um einen Platz zu ergattern, Pfeifedeggele!
50 km weiter am Saddle Creek Park östlich von Lakeland erlöst uns der Camphost von unserer Pechsträne. Das Einchecken machen wir am Nachmittag, wenn er von seiner Fischertour mit Schwiegersohn zurück ist. Wir finden einen schönen Platz und entspannen.
Aber nicht lange. In der Nähe ist ein Schießstand, auf dem einige Waffenfreunde ihrem Hobby frönen. Die Samstagnachmittag Ruhe ist empfindlich gestört und nach zwei Stunden brechen wir leicht entnervt auf.
Nochmal 60 km weiter im Withlacoochee River Park finden wir endlich Ruhe und buchen gleich für zwei Nächte. Ein leckeres Abendmahl und einige Gläschen Rotwein beschließen den Samstag. Eine wunderbar ruhige Nacht läutet einen ebensolchen Sonntag ein, den wir nutzen die nächsten Strecken zu planen und uns auf die Zukunft zu freuen.
06. - 15. Februar 2017 (km 213.578)
Oklawaha River - Paynes - Conch Island - Matanzas - St. Augustine - Little Talbot - Fernandina Beach
Eigentlich wollen wir heute nur 100 km weiterfahren. Doch unser Ziel der Trimple County Park findet nicht so recht unseren Gefallen. Die Stellplätze liegen alle ziemlich dicht nebeneinander verglichen mit dem Raum den wir die letzten Tage hatten. 50 km weiter im Ocalla SP soll es am Ocalla Lake einen schönen freien Platz geben. Nur hier verschließt uns ein Tor den Zugang. Also 20 km weiter zum Salt Spring Camp, das ist uns aber zu teuer.
Es geht immer weiter, irgendwie stört uns heute immer was. Am Lake Delaney wäre es wunderschön, aber da fehlt uns das passende Kleingeld für den „iron ranger“. An der Carvelle Ranch in der untergehenden Abendsonne sind wir uns nicht ganz sicher, ob wir hier stehen können. Erst am Rodman Stausee, inzwischen sind wir 230 km gefahren, bleiben wir. Manchmal ist eben der Weg das Ziel und der war heute richtig schön.
Auch die Strecke längs des gestauten Oklawaha River am nächsten Morgen begeistert. Gemütlich zuckeln wir dahin, bis zum Devil’s Den, der einzigen Cenote in Florida. Anders als in Yucatán, Mexico dürfen wir nur zu dem unterirdischen See hinabsteigen, wenn wir für 25 USD jeder Schnorchel Brille UND Flossen ausleihen, machen wir nicht. Der Blick von oben kostet 5 USD, das muss reichen.
Von Devil’s Den geht’s nach Gainsville, einer Universitätsstadt mit allem, was der junge Amerikaner braucht. In den State Parks dürfen Jugendliche bis 16 Jahre nur mit Helm Fahrradfahren. Hier im dichten Straßenverkehr wimmelt es aber von jungen Motorrollerfahrern - ohne Helm!
Wir orientieren uns ein bisschen, essen bei Adams Ribs zu Mittag und fahren etwa 30 km nach Süden in den Paynes Preserve SP. Der Campground ist wieder mal voll, wir dürfen aber auf dem Overflow Parkplatz stehen. Der Spaziergang durch den Park ist nur kurz, wir haben wieder mal andere Probleme. Iris neues Handy funktioniert hier in den USA nicht wie es soll und das alte mit dem zerbrochenen Display gibt nun auch seinen Geist auf. Bei AT&T haben wir schon zum wiederholten Mal versucht das neue zum Laufen zu bekommen, ohne Erfolg. Also werden wir es morgen bei der Konkurrenz Verizon mit einer neuen Simcard probieren.
Dorthin führt Mittwoch dann unser erster Weg. Die schaffen’s auch nicht. Das Wilko Fever ist halt ein europäisches Model. So bleibt uns nichts anderes übrig, als bei Best Buy für 100 USD ein USA taugliches Gerät zu erstehen. Bis das eingerichtet ist, ist es Nachmittag.
Kurz vor unserem Tagesziel, dem Gold Head Branch SP halten wir an einer kleinen Werkstatt, es ist wieder mal Zeit einen Ölwechsel machen zu lassen. Dazu brauchen wir keine Vertragswerkstatt. Ölfilter haben wir noch und das passende Öl hat Bonny’s Workshop. Ölwechsel inkl. sieben Liter Synthetiköl kosten hier an der Straße keine 110 EUR, in Deutschland hätten wir mehr als das Doppelte bezahlt.
Das neue Handy ist also schon eingespart. Da bleiben noch ein paar Dollar um Essen zu gehen ;-) Im nahen Keystone Family Inn wird ein Buffet für 8 USD angeboten, all you can eat. Aber spannender als das Essen sind immer die Leute, die in diesen Familienrestaurants verkehren. Nach der hervorragenden Suppe sind wir eigentlich schon satt, aber leckere Salate und Hähnchenteile verlocken und als wir gehen, geht nichts mehr.
Für die 55 km bis Green Cove Springs brauchen wir noch über eine Stunde und es wird dunkel. Wo ist denn nun die Zufahrt zur Bayard Recreation Area? Bis wir uns orientiert haben, ist es stockdunkel. Wir entscheiden einfach hier am Waldeingang zu campieren. Am Morgen parkt Diana Ross neben uns ein, natürlich mit Pferdeanhänger. Ob die Eltern bei der Namensgebung wussten, dass ihr Mädel mal ein Rossfan wird?
Bis zum Anastasia SP bei St. Augustine sind es nur noch 50 km und es ist erst später Vormittag als am Gate ankommen. Wir bekommen tatsächlich einen Platz mit Wasser und Strom, aber nur für heute, Donnerstag. Am Parkeingang treffen wir seit langem mal wieder ein Overlander Pärchen, Luciene und Walfredo stammen aus Florianapolís, Brasilien und sind seit einem Jahr mit ihrem Defender unterwegs. Leider sind sie auf dem Weg nach Orlando und unser Austausch ist nur kurz. Vielleicht sehen wir uns im Juli in Neufundland wieder?!
Nach dem Mangel an Natur in den letzten Tagen macht Iris erst mal eine 3 h Wanderung am Strand des Conch Island entlang. Inzwischen bereitet Wolfram das BBG vor. Es gibt wie immer Steak für Iris und Bratwurst für Wolfram und Kraut, Kohl, Karotten (3K) Salat, lecker!
Hier im Anastasia SP werden wir für das Wochenende keinen Platz finden. Wir wollen uns aber noch ein bisschen die Gegend und vor allem St. Augustine anschauen. Etwa 25 km südlich gibt es im Matanza Forest einen primitive Campground für den wir telefonisch drei Nächte reserviert haben.
Samstag machen wir dann in St. Augustine eine Tour mit dem Hopp On Hopp Off Bähnchen. Die ersten Informationen zu dem Städtchen erhalten wir im Visitor Center. Der Ort wurde schon 1565 von Admiral Menéndez gegründet und ist seither besiedelt und damit die älteste Stadt in den USA.
Da muss man gewesen sein. Für amerikanische Verhältnisse ist der Ort gar nicht so touristisch und wir genießen die fast zwei Stunden Fahrt in der offenen Trolleybahn. Erst nachdem alle Sehenswürdigkeiten angefahren sind steigen wir an der Orange Street aus und laufen die St. George Street mit vielen anderen Besuchern auf und ab. Wir verkneifen es uns essen zu gehen und geben uns mit einem Eis zufrieden.
Da schüren wir doch lieber in unserem Camp im Matanza State Forest den Grill an.
Heute versuchen wir erstmals Hamburger auf dem Rost. Das nächste Mal muss anderes Fleisch her und die Pads dürfen nicht so lange auf dem Rost bruzeln, dann wird’s bestimmt noch besser.
Sonntag ist Golf-Tag. Der St. Augustine Shore Golf Club ist nur 15 km entfernt. Nachdem wir uns auf der Driving Range aufgewärmt haben, geht’s auf die Runde. Der Platz ist nicht allzu schwer, hat
aber reichlich Wasser. Das kostet Bälle. Wenn auch 1/3 der Löcher frustrabel abgeschlossen werden, sind wir am Schluss doch ganz glücklich mit unserem neuen Sport.
Montag brechen wir auf nach Jacksonville, vermeiden es aber in die Großstadt hineinzufahren. Wir bleiben im Osten, längs der Küste, Jacksonville Beach, Neptune Beach, Atlantic Beach. In Mayport lassen wir uns von der Fähre nach Fort George Island übersetzen und fahren weiter nach Talbot Island. Hier finden wir im Little Talbot Island SP einen schönen Platz, wo wir auch wieder Strom und Wasser auftanken können.
Inzwischen sind wir schon fast im äußersten NO Floridas und nach beinahe drei Monaten in Florida werden wir Ende der Woche den Bundesstaat Richtung Georgia verlassen. Vorher wollen wir aber noch am Atlantik den feinen Sandstrand mit seinen dahinterliegenden Dünen erleben. Dafür bietet sich der Ort Fernandina Beach an. Es sind auch nur 30 km dorthin. Im Historic Courthouse besorgt Iris die nötige Erlaubnis direkt am Strand campen zu dürfen.
Wir dürfen 24 Stunden am Strand stehen, aber nicht am Strand fahren. Es gibt zwei Plätze im Nassau County, von denen wir wissen, dass wir stehen dürfen. Die ersten 24 STunden verbringen wir am Scott Road Beach Access, traumhaft schön mit Blick bis Marokko. Wir sind etwa auf der Höhe von Agadir. Die Nacht ist sternenklar und außer Meeresrauschen ist nichts zu hören.
Der Sonnenaufgang ist leider etwas wolkenverhangen, trotzdem spektakulär. Für die Mittagszeit ist ein Gewitter angesagt, hier am Strand bleibt es ruhig. Als wir im 15 km entfernten Fernandina Beach einfahren, bläst ein stürmischer Wind bei strahlendem Sonnenschein. Wir flanieren durch den schönen historischen Ort. Das älteste Haus stammt aus 1850, aber auch die neueren Häuser gefallen uns. Das wäre auch wieder mal ein Fleck, an dem man leben könnte. Doch in nächster Zeit ist unser Zuhause noch, wo der OF-EN parkt.
Für heute Nacht haben wir Peter’s Point als Stellplatz ausgewählt. Wieder direkt im Sand keine 50 m vom Atlantik entfernt. Vielleicht haben wir sogar einen Wal gesehen? Zunächst ist es noch etwas unwirtlich, weil der starke Wind den Sand in unser Häuschen bläst. Zum späten Nachmittag wird‘s wieder ruhiger und während Iris ihren Strandspaziergang macht, hält Wolfram die letzten Tage in Florida im Tagebuch fest.
15.-24. Februar 2017 (km 214.468)
Crooked River - Okefenokee - Savannah - Augusta - Clarks Hill Lake
Iris hatte auf ihrer Erkundungstour festgestellt, dass der Parkplatz vor unserem Strandplatz sogar heiße Duschen und WC bietet, komfortabel.
Donnerstag soll unser letzter Tag in Florida sein.
7.800 km sind wir in den letzten drei Monaten durch den Sunshine State gefahren und hatten tatsächlich nur selten Regen. Die Temperaturen lagen tagsüber zwischen 20°C und 30°C.
Ein weiteres Plus, Florida bietet mehr Natur, als wir erwartet hatten. Es ist schöner, als die superschönen Sandstrände glauben machen. Trotzdem wollen wir hier nicht ewig bleiben, zumindest jetzt noch nicht ;-)
Zum Abschied von Fernandina Beach spielen wir noch eine Runde Golf, bevor wir auf der I95 Richtung Norden über den St. Marys River nach Georgia wechseln. Hier erreichen wir nach sechzig Tageskilometern den Crooked River SP, wunderschön in einer Bucht gelegen.
Wir können uns den schönsten der wenigen noch übrigen Plätze aussuchen und sind begeistert – bis die Black Flies kommen. Wir hatten gar nicht beobachtet, dass auf dem Nachbarplatz eine Dame mit einem Hut und Gesichtsnetzt, wie ein Imker herumläuft.
Das hätte uns eine Warnung sein können. Die winzigen, kaum sichtbaren Viecher nennt man hier auch No-see-ums, (but you feel ‚em). Wir schützen uns schnell nicht mit Netzen, auch nicht mit Moskitospray (das hilft gegen die nämlich nicht) sondern mit dem speziellen Aloe Vera Öl,das wir aus früheren Erfahrungen schon in unserer Hausapotheke gebunkert haben.Trotzdem ist die Lust draußen am Feuer zu sitzen ganz plötzlich erloschen. So gibt es für uns auch keinen Grund hier länger als eine Nacht zu bleiben.
Weiter geht’s nach Nordwesten, zum Okefenokee Swamp NP. Der Campground, den wir anfahren liegt im Laura S. Walker SP am gleichnamigen See. Dort sind leider alle Plätze für die kommenden Nächte Freitag, Samstag ausgebucht :-(( Als wir uns auf dem Golfplatz im State Park nach einer Tee-Time für morgen erkundigen, weiß Golf ProDavid von den Stellplätzen im benachbarten Blind Camp des Lions Club. Er organsiert den Kontakt
zu Manager Michael Williams und schon sind wir bestens untergebracht. Fast alleine auf einer riesigen Wiese, Strom, Wasser und – megaschnelles WiFi.
Luxus pur! Samstag können wir dann entspannt eine Runde Golf spielen, erstmals im Regen, macht trotzdem Spaß :-) Sonntag verabschieden wir uns von Mike und seiner idyllischen Farm und ziehen weiter in den 20 km südlich gelegenen Okefenokee Swamp Park.
Vorsorglich tragen wir lange Hosen und langärmlige Hemden aus Respekt vor Moskitos, die dann gar nicht auftauchen. Für 27 USD erstehen wir die Eintrittskarte, die zu einer 45 minütigen Bootsfahrt durch die Sumpflandschaft berechtigt. Anschließend werden wir mit einer Dampfeisenbahn durch weite Teile des Parks gefahren, hätte nicht sein müssen.
Der Park bietet eine große Dichte von Alligatoren in allen Alters- und Gewichtsklassen. Vom Ei über den 25 cm frisch geschlüpften bis hin zur 40-jährigen, alles dominierenden 6 m langen Alligatorin. Von was die sich bloß alle ernähren. Ach ja, die großen teilweise von den kleinen.
Kürzlich soll ein Besucher ein Foto von einem großen Alli gemacht haben, dem der Schwanz des kleinen noch aus dem Maul hing. Fake News? Glaubwürdig! Zum Abschluss erzählt eine Jung-Rangerin noch über die Lebensweisen der kleinen Kerle und bietet Anschauungsmaterial zum Streicheln. Putzig aber muss nicht sein
Wir fahren weiter zum Waycross Walmart, einkaufen und Lunchpause. Weiter geht’s noch 135 km zum Gordonia Alatamaha SP. Das besonders attraktive an den Georgia State Parks ist für uns der oft angegliederte Golf Course. So auch hier.
Der Campground liegt fast auf dem Brazell’s Golfcourse. Montag drehen wir dort unsere Runde. Die Greens 1-9 sind in den Staatswald integriert und trotz der vielen Bäume gut spielbar.
Für Loch 10 – 18 fahren wir mit dem Golfcart 2-3 km durch den Wald um dann in freier Prärie das 10te zu suchen. Keine Bäume, wenig Sträucher und viel Sand. Hier gelingt Wolfram der erste Birdie und er ist stolz wie Bolle. Ein Par 4 dogleg und ihm gelingt ungehindert von Bäumen das Bällchen mit zwei Schlägen aufs Grün, etwa 40 cm vor die Fahne zu legen. Trotz größter Nervosität schafft er auch den Putt und jubelt. Die letzten 6 Loch reichen dann zur Ernüchterung.
Am Nachmittag fahren wir noch 100 km Richtung Osten, Savannah. Dienstag sind es nochmal 20 km bis in die Altstadt, wo wir den OF-EN gleich an der River Street parken können. In den alten verwitterten Lagerhäusern, in denen früher Baumwolle gelagert wurde befinden sich heute Cafés, Restaurants, Candy Stores, Kunstgalerien und Souvenirlädchen. Eben alles, was man von einem Südstaatenhafen erwarten kann ;-) Wir erstehen Karten für eine Rundfahrt im Trolley.
Der Konduktor ist ein gebürtiger schwarzer Savannah Bürger, der die vielen sehenswürdigen Südstaatenhäuser und 21 Parks seiner Heimatstadt wie Michael Buffer präsentiert. Manchmal klingt er aber auch wie ein Hamburger Fischverkäufer, der seinen letzten alten Aal loswerden muss.
Nach 1½ Stunden Fahrt bummeln wir nochmal entlang des Savannah Rivers, über den Marketplace und an einen der vielen Parks in der Stadt, den Chippewa Square die Filmkulisse für Forrest Gump. Unvergesslich die Szene, in der er (Tom Hanks) mit Pralinen auf der Bank sitzt und seine Geschichte erzählt. Wir glauben der Aussage, dass Savannah eines das schönste Städtchen der USA ist.
Übernachten wollen wir heute im 30 km entfernten Stoney Crest Campground auf der anderen Seite des Savannah River, in South Carolina. Der Platz ist ziemlich voll, die dicht an dicht geparkten rollenden Apartments mit teilweise drei TV-Geräten lassen uns den Rückwärtsgang einlegen. Da fahren wir doch lieber zu „unserem“ Walmart im 15 km entfernten Hardeeville. Wir schauen aus unserem Balkon auf eine weite grüne Rasenfläche und haben eine 24 h Versorgung vor der Haustür.
Leider parkt mitten in der Nacht ein Tiefkühllaster neben uns ein, dessen Aggregat unsere Nachtruhe erheblich stört. Wir fahren einfach 100 m weiter auf einen ruhigen Platz. So einfach ist das. Mittwoch geht’s zurück nach Georgia, etwa 80 km südlich von Augusta liegt der Magnolia Springs SP. Wir haben uns den schönsten Platz des Parks ausgesucht, versichert uns die Rangerin. Als wir den Trail entlang des Sees laufen, werden allerdings vom plötzlich einsetzenden Regenguss total durchnässt. Macht nix, hier gibt’s ‘ne Waschmaschine und Trockner, und schon ist’s wieder gemütlich.
Hier liegt keine drei Kilometer entfernt ein Golfplatz. Auch strahlt die Sonne am nächsten Morgen wieder und so sind wir die ersten Gäste auf dem Magnolia Golf & Country Course. Der ist auch recht günstig mit 20 USD. Bezahlen mit der VISA Karte, nein das geht hier nicht, Bargeld haben wir nur 7 USD, da wir üblicherweise alles mit Karte bezahlen. Nehmt euch einen Golfcart und spielt, das geht schon in Ordnung. Wo gibt’s denn so was noch. Das ist ja geiler als Geiz. Iris umarmt den verdatterten etwas älteren Manager zum Dank und wir ziehen los.
Der Platz hat sicher nicht Championship-Qualität, aber für uns reicht das allemal und wir haben großen Spaß auch ohne Birdie. Was den Championship Platz angeht, den wollen wir uns morgen in Augusta anschauen. Wir übernachten auf dem vom National Golf Club keine 12 km entfernten Walmart und sind Freitag früh gegen 10 Uhr am ersten Gate, an dem wir die erste Abfuhr bekommen. Der freundliche Roy am Eingang versichert mit größtem Bedauern, dass er nur Mitglieder oder geladene Gäste einlassen dürfe. Schade.
Am nächsten möglichen Eingang ist der Bauhof des Platzes und die Security dort bedauert auch. An Gate 6, dem Haupteingang, winkt uns grinsend der freundliche Dennis heran. Er hat uns schon über die Überwachungskamera bei seinem Kollegen Roy gesehen. Auch hier geht nichts, wir geben auf. Dass der Rasen so heilig ist, hatten wir nicht erwartet. Wir verlassen Augusta Richtung NW.
Der Mistletoe SP liegt am Lake Strom Thurmond. Der Stausee mit seinen vielen Fjorden kann jedem Camper ein Stück Ufer bieten. Auch wir richten uns am eigenen Strand ein. Heute spielt auch das Wetter mit. Es ist nur leicht bewölkt, die Sonne strahlt. Da ist der Masters Platz in Augusta leicht vergessen.
25.02. - 04. März 2017 (km 215.360)
Santee R. - Charleston
- Georgetown - Pawleys Island - Myrtle Beach
Auch Samstag bleiben wir noch auf unserem Strandplatz im Mistletoe SP, genießen den Ausblick und nutzen den windigen fast stürmischen Tag für Arbeiten an der Homepage und Streckenplanung. Bis Washington D.C. liegen noch etwa 2.300 km vor uns, dort wollen wir zum Frühlingsanfang sein. Vorher ist es wahrscheinlich zu kalt, und D.T. immer noch Präsident.
Wir haben also Zeit, weshalb wir Sonntag auch nur 35 km Richtung NW weiterfahren zum Bussey Point Campground. Hier gibt es weder Frischwasser noch Strom, lediglich ein Plumpsklo. Wir sind weit und breit die einzigen und können uns den schönsten Platz einfach aussuchen. Wir haben in letzter Zeit ja wirklich schöne Plätze gehabt, aber dieser hier schlägt alles, was die Lage betrifft. Die Bilder zeigen es nur in etwa. Iris facht gleich ein Feuer an mit gesammeltem und von Wolfram gehacktem Holz, dazu Steak, Bratwurst und mexikanisches Bier. Da fängt man(n) schon wieder an zu sabbern.
Montag dann eine Runde Golf auf dem 6 km entfernten Rocky Branch Golf Course. Der Platz ist sehr uneben und felsig, wie der Name eben sagt. Die Fairways sehr trocken, die Grüns aber gepflegt. Mit seinen vielen kleinen Hügeln dennoch ein wunderschön in die Landschaft gesetzter Platz. Wir haben wiedermal viel Freude.
Am nächsten Morgen lassen wir es langsam angehen, wir wollen nur wenig mehr als 140 km bis Lexington westlich von Columbia fahren. Wir meiden die Interstate und verlassen schon nach 25 km Georgia. Welcome South Carolina, wirst Du uns auch so viel Schönes bieten? Zunächst geben wir ihr nicht die Chance, wir übernachten auf dem Walmartparkplatz.
Mittwoch gibt’s Frühstück bei Krispy Kreme, eine Kette, die sich auf Donuts spezialisiert hat. Der Kaffee frisch und heiß, die Donuts in allen nur erdenklichen Variationen dazu Sitzgelegenheiten in gemütlichen Wohnzimmersesseln und die Internetzeitung bietet Nachrichten. Wie daheim :-)
Die 100 km in Richtung Südosten zum Santee SP fahren wir zunächst auf der Interstate 26, finden aber bald wieder den Weg auf die Landstraße, auf der sich die Umgebung einfach besser genießen lässt. South Carolina gehört noch zu den Südstaaten, die Häuser haben mit ihren umlaufenden Veranden und den Schaukelstühlen darauf immer noch diesen unverkennbaren Südstaatenstil.
Uns fällt aber auf, obwohl S.C. den Beinamen Palmetto hat, dass es hier keine Palmen mehr gibt. Dafür stehen Apfel- und Pfirsichbäume in der Blüte, nach all den „nur“ grünen Palmen der vergangenen Monate ganz besonders schön. Im Santee SP fahren wir auf den Lakeshore Campground und finden dort natürlich wieder einen wunderschönen Platz direkt am Lake Marion.
Wir haben uns gerade eingerichtet, das Lagerfeuerchen flackert, die Hängematte hängt, die Grillkohle glüht, als ein junger Ranger vorbeikommt. Ein „severe thunderstorm“ soll heute Nacht aufziehen. Iris hatte gerade auf ihrem Spaziergang am See eine Einladung bekommen, morgen früh mit zum Fischen rauszufahren. Bis dahin sind’s noch 15 Stunden, schauen wir mal. Zunächst jedenfalls bleibt alles ruhig. Erst als es dunkel ist, fällt leichter Regen. In der Nacht wird’s dann heftiger, aber von Thunderstorm keine Spur.
Als Iris um 7 Uhr zum Fischer Wayne tappert, meint dieser allerdings, der See sei zu rau. Es herrscht heute Morgen tatsächlich ziemlich starker Wind und das Wasser ist aufgewühlt. Schade, wär mal wieder ein Abenteuer gewesen. Wayne hatte gestern Morgen da ziemlich große Welse rausgeholt.
Wir packen unsere Sachen und machen uns auf nach Charleston. Dort finden wir an der Uferpromenade White Point Gardens einen Parkuhrplatz, genug Zeit für den Stadtrundgang. Hier gibt es auch wieder Palmen und der Südstaat macht seinem Nickname alle Ehre.
Die Stadt wurde schon 1670 gegründet, aber davon ist nichts mehr übrig. 1886 hat ein Erdbeben fast alles zerstört. Doch die nach diesem Beben errichteten Gebäude sind wunderschön und versetzen uns in Filmkulissen wie "Im Winde verweht" oder "Fakeln im Sturm".
Beinahe hätten wir dabei Doris und Erich übersehen, die ebenfalls die Stadt besichtigen. Wir hatten die beiden Ende Februar im Lake Louise SP bei Orlando kennengelernt und die Freude ist übergroß. So ein unglaublicher Zufall!! Wir verabreden uns für den Abend auf ihrem Campingplatz im James Island County Park.
Der ist leider zum Sonnenuntergang voll von No-See-Ums (Black Flies) und so gibt es kein Lagerfeuergeplauder. Es wird trotzdem ein super gemütlicher Abend in unserem Häuschen bei Wein, Bier und Käse. Die Gespräche sind auch ohne Feuer superinteressant. Am Morgen stehen wir nochmal zusammen vor unseren Autos und können uns nicht trennen. Es gibt einfach so viel zu erzählen.
Der Charleston Golfcourse liegt nur 3km vom County Park ist aber total überbucht. In 2 ½ Stunden erst eine Tee-Time, solange wollen wir nicht warten. Wir ziehen weiter nach Nordosten zum Santee Coastal Reserve, wieder ein sogenannter Primitive Campground in wunderschöner Natur, mit Feuerstelle und Holzbank. Letzteres nutzen wir allerdings nicht, da es trotz klarem Himmel und Sonne ziemlich schattig ist.
Iris erkundet einige der vielen Naturpfade in diesem Jagdgebiet. Wir dürfen hier nur stehen, da die Jagdsaison nur von November bis Februar geht. Im Washo Swamp Reserve liegen ganz unerwartet zwei kleine Alligatoren im grünen Duck Weed. Etwas weiter am Ufer des South Santee Rivers gibt’s keine Alligatoren, dafür ist dies ein begehrtes Fischerrevier.
Am nächsten Morgen packen wir zügig zusammen. Wir wollen zum Myrtle Beach SP, es ist Samstag und die Campingplätze meist schon Freitags ausgebucht. Trotzdem machen wir einen Abstecher in das historische Georgetown und auf Pawleys Island. Warum hier an der Atlantikküste so viele Häuser auf Stelzen zu verkaufen sind? Vielleicht weil die Küste zwischen Georgetown und Myrtel Beach zu einem kleinen Disneyland geworden ist mit Erlebnisparks und Touristenattraktionen.
Zurzeit ist hier glücklicherweise keine Saison und wir bekommen im SP, dessen Campground mehr als 300 Plätze bietet, für 38 USD einen brauchbaren Wasser und Strom Platz. Bei 8°C Außentemperatur ist das Campingleben im OF-EN gemütlicher als draußen, trotzdem ziehen wir zum nahegelegenen Atlantikstrand.
Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir warm eingepackt die frische Seeluft. Was machen die Leure hier blos? Nur Muscheln suchen? Wieder zurück im Häuschen gibt’s leckeren Fisch mit Ratatouille, da kann man(n) auch gerne Tagebuchschreiben.